19. Februar 2024

Winnetou und das H❌❌❌t Apanatschi (1966)

Regie: Harald Philipp · Drehbuch: Fred Denger · Musik: Martin Böttcher · Kamera: Heinz Hölscher · Schnitt: Jutta Hering · Produktion: Rialto Film.

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Als Spätprodukt der Karl-May-Welle der sechziger Jahre wartet Winnetou und das H❌❌❌t Apanatschi (inklusive rassistisches H-Wort im Titel) mit einer geballten Ladung Kitsch auf: Winnetou (Pierre Brice), so stellt dieser Film klar, ist nicht nur ein Kinderfreund, sondern er denkt auch sorgsam an Geburtstage. Zunächst rettet Winnetou den kleinen Happy (Marinko Ćosić) vor einem aggressivem Adler. Dann überreicht er Apanatschi (Uschi Glas) ein besticktes Gewand zu ihrem Einundzwanzigsten.

Happy und seine ältere Schwester Apanatschi sind die Kinder des Ranchers Mac Haller (Walter Barnes) und seiner Frau Mine-yota (Marija Crnobori), einer Apache. Papa Mac hat eine Goldader gefunden, die er Apanatschi zum Geburtstag schenken will, doch die ist der Meinung, dass das Gold lieber in der Erde bleiben soll. Denn Apanatschi ist glücklich mit dem Fallensteller Jeff Brown (Götz George) verlobt ... oder wäre es, gäbe es nicht Jeffs Trapper-Kumpel Pinky (Vladimir Leib) und Sloan (Petar Dobrić), die angesichts von Macs Fund von der Goldgier gepackt werden. Die beiden töten Mac, als er ihnen den Standort der Goldader nicht verraten will. Im nahen Städtchen Rocky Town fallen Pinky und Sloan ihrerseits den Banditen Curly Bill (Ilja Džuvalekovski) und Judge (Miha Baloh) in die Hände. Fortan sind auch sie hinter dem Gold her – und Apanatschi ist nach Macs Tod die einzige, die weiß, wo genau die Goldader sich befindet.

In merkwürdigem Kontrast zum rührseligen Anfang verläuft die Auflösung des Konflikts dann fast ausschließlich über die Pyro-Schiene. Das lässt den Film sehr uneinheitlich erscheinen. Mich überrascht das nicht. Nach dem Erfolg der ersten Karl-May-Adaptionen zu Beginn der sechziger Jahre ging es irgendwann nur noch darum, Pierre Brice in stets weiteren zusammengeschusterten Filmchen unterzubringen. Gegen Ende des Jahrzehnts war der Markt dann endgültig übersättigt, und die Flut der Spaghetti-Western machte der Karl-May-Filmindustrie den Garaus. Bis es dazu kam, wurden aber noch zwei weitere Winnetou-Filme auf den Markt geschmissen, und das bundesdeutsche Kinopublikum goutierte es bis zuletzt. Der Nachwelt wäre allerdings nichts entgangen, wenn 1966 mit der Sache Schluss gewesen wäre – oder auch schon vorher.

12. Februar 2024

Santa Fe Trail (1940)

Deutscher Titel: Land der Gottlosen / Land der Verfluchten · Regie: Michael Curtiz · Drehbuch: Robert Buckner · Musik: Max Steiner · Kamera: Sol Polito · Schnitt: George Amy · Produktion: Warner Bros.

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Mit dem Santa Fe des Titels hat die Handlung dieses Films kaum etwas zu tun. Statt dessen geht es um die Ereignisse im »Bleeding Kansas«, als es in den Jahren, die zum Amerikanischen Bürgerkrieg führten, im Territorium Kansas zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Gegner*innen und Befürworter*innen der Sklaverei kam.¹ Die Art und Weise, wie Michael Curtiz’ Film diese Ereignisse darstellt, ist allerdings ... speziell. Um es milde auszudrücken.

Nach Ihrem Abschluss in West Point werden die beiden jungen Kavallerieoffiziere Jeb Stuart (Errol Flynn) und George Armstrong Custer (Ronald Reagan) in Fort Leavenworth in Kansas stationiert. Dort führt der militante Abolitionist John Brown (Raymond Massey) einen Guerillakrieg gegen die Anhänger*innen der Sklaverei. Als Stuart und Custer erfahren, wo Browns Versteck liegt, begibt Stuart sich allein in die Höhle des Löwen, um den Abolitionisten zu konfrontieren. Wird er, der schneidige junge Reiterleutnant, Brown von seinem Weg abbringen können? Es ist hier natürlich ein wenig wie bei einem Titanic-Film: Man weiß schon, wie die Geschichte ausgeht – nicht mit einem Eisberg, aber mit dem Sturm auf Harpers Ferry.

In einer Nebenhandlung konkurrieren Stuart und Custer, die beste Freunde sind, um die Liebe von Kit (Olivia de Havilland), Tochter des Eisenbahnmagnaten Cyrus K. Holliday (Henry O’Neill). Natürlich entscheidet sich Kit am Ende für Stuart, denn der wird ja schließlich von Errol Flynn gespielt.

Zwei historische Persönlichkeiten sind also die Protagonisten von Santa Fe Trail. Bei deren Darstellung nimmt der Film sich beträchtliche Freiheiten heraus: Weder waren Stuart und Custer zur gleichen Zeit in West Point, noch kannten sie sich überhaupt persönlich. Ein love triangle mit der Tochter eines Eisenbahnbarons hat es auch nie gegeben. Dass der Film sich diese Freiheiten nimmt, ist aber nicht das Problem, sondern sein gutes Recht. Das Problem ist die Botschaft, die Santa Fe Trail vermitteln will. Die ist ziemlich schlicht und ziemlich deutlich: Stuart, der spätere Südstaaten-General, und Custer, der spätere Nordstaaten-General, hätten ihre wunderbare Freundschaft fortführen können, wenn nicht John Brown (und andere wie er) mit ihrer fanatischen Botschaft der Sklavenbefreiung dazwischen gekommen wären. Brown, der extremistische Agitator, hat die Nation gespalten und ist deshalb schuld daran, dass die beiden lustigen Gefährten Stuart und Custer sich in Gettysburg als Feinde gegenüberstanden.

Es gibt eine bestimmte Sichtweise auf den Amerikanischen Bürgerkrieg, die zwar nicht offen der Dixie-Nostalgie huldigt, aber dennoch Geschichtsklitterei ist. Sie besagt mehr oder weniger, dass der Bürgerkrieg ein tragischer Irrtum war. Norden und Süden gehören zusammen, und nur weil verantwortungslose Leute sich haben aufhetzen lassen, konnte es überhaupt so weit kommen, dass das Land sich entzweite. Schuld ist allein der (unamerikanische!) Abolitionismus, der in seiner extremen Parteilichkeit einen direkten Angriff auf Recht und Gesetz, auf Ruhe und Ordnung darstellt.

Das Drehbuch von Santa Fe Trail legt Jeb Stuart immer wieder Sätze in den Mund, in denen diese Sichtweise anklingt. Im Film ist Flynn nämlich der unbestrittene Anführer des dynamischen Duos,² während die Rolle des jungenhaften Reagan überwiegend darin besteht, dem älteren Flynn beeindruckt zuzuhören.

Auch sonst vermittelt Santa Fe Trail seine Botschaft mit dem Holzhammer. An der Person John Browns lässt er wirklich kein einziges gutes Haar. Kontinuierlich wird Brown als geradezu besessen dargestellt, und seine Anhänger*innen als naiv und verblendet. Natürlich darf auch eine Szene nicht fehlen, in denen ehemalige Sklav*innen erklären, sie seien gegen ihren Willen von Brown befreit worden und eigentlich viel lieber auf der Plantage geblieben, wo sie ein ruhiges Leben gehabt hätten. Und für die, die es immer noch nicht kapieren wollen, gibt es auch noch einen Auftritt des späteren Konföderierten-Präsidenten Jefferson Davis (Erville Alderson) in einer Szene, die nur existiert, damit Davis als einer von den Guten dargestellt werden kann. Selbstverständlich im Gegensatz zu John Brown, dem alten Schurken.

Nach Dodge City (1939) und Virginia City (1940) ist Santa Fe Trail die dritte Western-Kollaboration mit Errol Flynn als Hauptdarsteller, Michael Curtiz als Regisseur und Robert Buckner als Drehbuchautor. Während Dodge City zum Kanon des klassischen Westerns zählt, ist Santa Fe Trail zum Glück weitgehend vergessen. Er ist auch in ästhetischer Hinsicht einfach nicht sehenswert. Alles verschwindet hinter der plumpen Botschaft. Bemerkenswert ist an Santa Fe Trail eigentlich nur, wie aufdringlich und krampfhaft er sich bemüht, John Brown und sein Anliegen als böse darzustellen. Damit verrät er, ohne es zu wollen, wie unhaltbar seine Position in Wirklichkeit ist.

»If John Brown did not end the war that ended slavery, he began the war that ended American slavery and made this a free republic.«—Frederick Douglass

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¹ Lediglich zu Beginn des Films kommt ein Trek vor, der auf dem Santa Fe Trail unterwegs ist.

² And he gets the girl, denn er ist Errol Flynn und sie ist Olivia de Havilland.

9. Februar 2024

L’ira di Dio (1968)

Deutscher Titel: Der Einsame / Lonesome – Der Zorn Gottes / Django – Ein Silberdollar für einen Toten · Regie: Alberto Cardone · Drehbuch: Alberto Cardone, Italo Gasperini, Ugo Guerra, José Luis Martínez Mollá · Musik: Michele Lacerenza · Kamera: Mario Pacheco · Schnitt: Alberto Cardone · Produktion: Daiano Film.

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Mike Barnett (Brett Halsey¹) findet sein Haus verwüstet und seine Freundin Jane tot vor. Sieben Männer (u.a. Fernando Sancho) fallen über ihn her, prügeln auf ihn ein und lassen ihn für tot liegen. Als Mike wieder zu sich kommt, ist das Geld, mit dem Jane und er ein Stück Land kaufen wollten, mit den Männern verschwunden. Nur sieben Silberdollarmünzen sind zurückgeblieben. Mike reitet los und nimmt nacheinander Rache an den Männern. Bei jedem der sieben Toten lässt er einen Silberdollar zurück. Am Ende deckt er auf, wer die Männer zu ihrer Tat angestiftet hat.

That’s it. Das ist die gesamte Handlung dieses No-Budget-Streifens, die sich über eine Stunde und 36 Minuten hinzieht.

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¹ Halsey spielt unter dem Pseudonym Montgomery Ford mit. Er wird seine Gründe gehabt haben, warum er mit diesem Film nicht namentlich in Verbindung gebracht werden wollte – just kidding. Halsey benutzte diesen Künstlernamen häufiger.

6. Dezember 2023

Sfida a Rio Bravo (1964)

Deutscher Titel: Schnelle Colts für Jeannie Lee · Regie: Tulio Demicheli · Drehbuch: Tulio Demicheli, Gene Luotto, Natividad Zaro · Musik: Angelo Francesco Lavagnino · Kamera: Mario Capriotti, Guglielmo Mancori · Schnitt: Roberto Cinquini · Produktion: Flora Film, Llama Films, Société Nouvelle Pathé Cinéma, West Film.

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Silberbaron Zack Williams (Gérard Tichy) will in Arizona ein Monopol errichten. Dazu arbeitet er mit dem Banditen Pancho Bogan (Fernando Sancho) zusammen. Dessen Job ist es, Silbertransporte zu überfallen. Je mehr Unsicherheit Bogan stiftet, desto leichter fällt es Williams, eine Silbermine nach der anderen aufzukaufen. Nur Clementine Hewitt (José Greci) weigert sich noch, Williams ihre Silbermine zu überlassen, wird aber von dessen Pistoleros schwer bedrängt.

Zum Glück ist Clementines Freundin, die Saloonbesitzerin Jeannie Lee (Madeleine Lebeau), mit Wyatt Earp (Guy Madison) bekannt. Der legendäre Revolvermann reist incognito ins Städtchen Rio Bravo,¹ um es mit Williams und seinen Pistoleros aufzunehmen. Unterstützt wird er nicht nur von Jeannie, sondern auch von Leo (Massimo Serato), dem Sheriff des Städtchens. Leo hat zwar meistens einen sitzen, ist dafür aber nicht auf den Kopf gefallen (und außerdem mit Jeannie verlobt).

Sfida a Rio Bravo ist ein Italowestern der Prä-Leone-Ära,² der noch stark im Schatten der Hollywood-Vorbilder steht. Tatsächlich ging Regisseur Demicheli, der sich nach eigener Aussage bis dato mit Pferdeopern nicht auskannte, an die Sache heran, indem er sich zur Inspiration einige klassische Western ansah. Anhand von Namen und Inhalt seines Films ist unschwer zu erkennen, dass unter den Klassikern, die er sich zu Gemüte führte, My Darling Clementine und Rio Bravo waren.

Demichelis Streifen gehört auch zu den wenigen (meist frühen) Italowestern, deren Held eine historische Persönlichkeit des Old West ist. Allerdings versucht er eher, diese Tatsache herunterzuspielen: Wyatt Earp erklärt gleich zu Beginn der Handlung, dass er nicht erkannt werden möchte, und legt sich deshalb den Namen Laramie zu. Dabei bleibt es auch. Der Earp dieses Films hat kein Bedürfnis, seine Identität zu enthüllen, um seine Feinde zittern zu lassen. Fragt sich, warum der Held nicht einfach von vornherein als ein unbekannter Revolvermann namens Laramie konzipiert wurde?

Möglicherweise war es einfach eine Art Verlegenheitslösung. Man benannte den Helden nach einem legendären Westerner, weil man 1964 in Italien noch zu dem Glauben neigte, dass man das im Genre einfach so macht. Aber zugleich verspürte man offenbar schon das Bedürfnis, wenn auch noch nicht sehr ausgeprägt, mit der Form zu experimentieren. Aus heutiger Sicht ist Sfida a Rio Bravo ein etwas zu lang geratener Film, der am Scheideweg steht und Anschauungsmaterial für den Ablösungsprozess des italienischen Westerns von der US-Pferdeoper liefert. So stehen in Sfida solche Elemente, die direkt den Hollywood-Vorbildern entnommen wurden, neben solchen, die in den Jahren darauf zum typischen Inventar des Spaghetti-Westerns gehören sollten, 1964 aber noch recht neu waren.

Zu ersteren gehören Figuren wie Jeannie, die Saloon-Chefin mit dem goldenen Herzen, und Leo, der Sternträger mit dem Alkoholproblem, wie man ihn aus Rio Bravo und El Dorado kennt. Zu letzteren gehört Fernando Sanchos Rolle, der hier eine frühe Performance seines aus zahlreichen Spaghetti-Flicks bekannten mexikanischen Bandenchefs abliefert. Dabei wird er etwas nuancierter gezeichnet, als das später oft der Fall war, mit einer geradezu tragischen Sterbeszene. Eine sehr italienische Neuerung ist auch, dass der Hauptschurke des Films, Zack Williams, ein aalglatter Geschäftsmann ist.

Ein interessantes Detail ist, dass Jeannie von Madeleine Lebeau dargestellt wird. In Casablanca spielt sie Ricks Ex-Freundin Yvonne und schrieb Filmgeschichte mit der berühmten »Battle of the Anthems«-Szene, in der ihr beim Singen der Marseillaise die Tränen über das Gesicht laufen. Lebeau floh 1940 mit ihrem jüdischen Ehemann Marcel Dalio (der in Casablanca Emil, den Croupier, spielt) vor der heranrückenden Wehrmacht aus Frankreich. Lebeau und Dalio versuchten, nach Chile zu entkommen, aber ihre Visa stellten sich als Fälschungen heraus. Nach einer längeren Irrfahrt auf der Quanza, einem portugiesischen Frachter mit 317 vor den Nazis geflohenen Passagieren an Bord, gelangten sie schließlich in die USA. Lebeaus Erlebnisse wiesen also eine beträchtliche Ähnlichkeit mit denen der Charaktere aus Casablanca aus.

Nach dem Krieg kehrte Lebeau, mittlerweile von Dalio geschieden, nach Frankreich zurück und trat u.a. in Fellinis auf. Sfida a Rio Bravo ist meines Wissens ihr einziger Western. Als sie 2016 starb, war sie das letzte überlebende Mitglied des Casts von Casablanca. Schade, dass nicht sie, die eine weitaus interessantere Schauspielerin als Guy Madison ist, als Protagonistin von Sfida fungiert.

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¹ Ein Beispiel für die wackeligen Kenntnisse der US-Geographie, die so vielen europäischen Western unterliegen: Das wirkliche Rio Bravo liegt nicht in Arizona, sondern in Texas.

² Sfida hatte zwei Monate nach Per un pugno di dollari Premiere, ist aber erkennbar nicht von diesem beeinflusst.

16. April 2022

Freddy und das Lied der Prärie (1964)

Regie: Sobey Martin · Drehbuch: Gustav Kampendonk · Musik: Lotar Olias · Kamera: Siegfried Hold · Schnitt: Walter Wischniewsky · Produktion: CCC.

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Der Farmer Ted Daniels (Josef Albrecht) wird von Unbekannten ermordet. Black Bill, ein geheimnisvoller Revolverheld, folgt der Spur der Mörder ins Städtchen Moon Valley. Teds Tochter Anita (Beba Lončar) macht sich auf eigene Faust ebenfalls nach Moon Valley auf. Da der dortige Sheriff (Carlo Croccolo) im dauernden Alkoholrausch nichts auf die Reihe kriegt, nimmt sie unter falschem Namen die Stelle des Deputies an. So hofft sie, das Verbrechen an ihrem Vater aufklären zu können.

Niemand ahnt, dass Black Bill kein anderer als der knödelnde Schlagersänger Freddy aus Österreich ist. Im Saloon von Moon Valley bewundert er seine Kollegin Olivia (Mamie Van Doren), die ein Liedchen mit folgendem Text trällert:

Ick dick lieben
Doo mick lieben
Morgen vorbei

Freddy ist davon sehr angetan – kein Wunder, ist Österreich doch das Heimatland der Konkreten Poesie. Leider ist Olivia mit dem Saloonbesitzer Steve Perkins (Rik Battaglia) verlobt, und Perkins hat in Moon Valley unangefochten das Sagen.

Es ist wohl kein arger Spoiler, wenn ich an dieser Stelle verrate, dass Perkins (wie Freddy ja auch) ein Doppelleben führt: Tagsüber ist er Moon Valleys angesehenster Bürger, nachts ist er das Oberhaupt der Banditen, die den Mord an Farmer Daniels auf dem Gewissen haben. Allzu subtil geht es dabei nicht zu, denn die Banditen lungern, wenn sie nicht gerade Perkins’ kriminelle Aufträge ausführen, ständig in seinem Saloon herum und gucken böse.

Freddy braucht dennoch erstaunlich lange, um das Rätsel zu lösen. Das mag daran liegen, dass er keine Gelegenheit auslässt, eine Schnulze anzustimmen, und entsprechend wenig Zeit für die Banditenjagd hat. Anita Daniels wäre da schon eher in einer geeigneten Position, aber sie muss regelmäßig aus der Handlung verschwinden und Platz machen für Old Joe (Otto Waldis), Buck (Ulrich Hüls) und Harry (Klaus Dahlen), drei ziemlich schlappe Witzfiguren, die Freddy auf dem Weg nach Moon Valley aufgabelt und nicht mehr los wird.

Freddy und das Lied der Prärie segelte im Kielwasser der Karl-May-Filme. Bekanntlich hatte Atze Brauners CCC im Vergleich zu Horst Wendlandts Rialto Film dabei den kleineren Teil des Kuchens abbekommen. Deshalb sah Brauner sich nach Möglichkeiten um, über die May-Vorlagen hinaus Western realisieren zu können, und kam unglücklicherweise auf Freddy mit seinem Schnulzenbariton.

Gedreht wurde natürlich in Jugoslawien, unter Verwendung von Kulissen, die für den kurz zuvor entstandenen Film Old Shatterhand errichtet worden waren. In Nebenrollen sind diverse bekannte Gesichter aus den May-Filmen zu sehen (z.B. Vladimir Medar, Mirko Boman), und sogar die Kostüme stammen von Irms Pauli, die sonst Pierre Brice und Lex Barker einkleidete.

10. April 2022

Jonah Hex (2010)

Regie: Jimmy Hayward · Drehbuch: Mark Neveldine, Brian Taylor · Musik: Marco Beltrami · Kamera: Mitchell Amundsen · Schnitt: Tom Lewis, Fernando Villena · Produktion: Legendary Pictures.

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Was für ein Mist.

7. März 2022

Bandidas (2006)

Regie: Joachim Rønning, Espen Sandberg · Drehbuch: Luc Besson, Robert Mark Kamen · Musik: Eric Serra · Kamera: Thierry Arbogast · Schnitt: Frédéric Thoraval · Produktion: 20th Century Fox.

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Tyler Jackson (Dwight Yoakam) reist im Auftrag der Capital Bank and Trust von New York nach Mexiko, um deren Fusion mit der lokalen Bank von Don Diego Sandoval (Ismael Carlo) abzuschließen. Anschließend wird Don Diego von dem skrupellosen Jackson vergiftet. Die Schuldner der Bank werden fortan von Jackson und seinen Pistoleros terrorisiert. Unter ihnen ist auch der Vater von María Alvarez (Penélope Cruz), der von den Pistoleros angeschossen und für tot liegen gelassen wird. María beschließt, aus Rache die Bank zu überfallen.

Don Diegos Tochter Sara (Salma Hayek) hat die gleiche Idee, und so überfällt sie zur selben Zeit die selbe Bank. Beide erweisen sich dabei als blutige Anfängerinnen, doch der Priester Pablo (José María Negri) hat eine Idee: Revolverheld Bill Buck (Sam Shepard) vertraute ihm bei der letzten Beichte an, erfolgreich 37 Banken ausgeraubt zu haben. Und so machen die Bäuerin María und die Bankierstochter Sara bei Buck eine Lehre als Bankräuberinnen. Marías Streitlust und Saras Hochnäsigkeit zum Trotz werden sie ein gutes Team.

Bandidas wurde von dem üblichen Team um Luc Besson realisiert, das vom Soundtrack (Eric Serra) bis zur Kamera (Thierry Arbogast) so ziemlich alles übernahm. Lediglich auf dem Regiestuhl nahm nicht Besson selber Platz, sondern überließ ihn dem für Auftragsarbeiten bekannten Duo Rønning–Sandberg aus Norwegen. Die Grundidee für den Film stammt natürlich aus Louis Malles Klassiker Viva Maria!, dessen politischer Subtext hier allerdings weitgehend verloren ging.

Der fiese Spekulant, der braven Farmer*innen ihr Land abluchst, um es gewinnbringend an die Eisenbahn zu verkaufen, ist eins der verbreitetsten Western-Motive überhaupt. Und Dwight Yoakam gibt in dieser Rolle (obwohl er in einer langen Tradition schauspielernder Country-Sänger steht) leider keinen sehr formidablen Schurken ab. Auch sonst gibt Bandidas in vieler Hinsicht wenig her. Die Haupthandlung um María und Sara wird mit diversen Albernheiten ausgepolstert. So taucht nach einer Weile Steve Zahn als New Yorker Kriminalist auf, der den Mord an Saras Vater aufklären soll und unweigerlich zum love interest der beiden Bankräuberinnen wird – einen überflüssigeren Charakter habe ich selten gesehen.

Was den Film rettet (und in gewisser Weise sehenswert macht), sind die Hauptdarstellerinnen. Cruz und Hayek wirken, als ob sie den Spaß ihres Lebens hätten, und es macht Spaß, ihnen beim Spaßhaben zuzuschauen. Auch Sam Shepard hat sichtlich Vergnügen an seiner Rolle.

Im Unterschied zu Dutzenden von Filmen, die in Mexiko spielen, wurde Bandidas übrigens tatsächlich in Mexiko gedreht. Der dadurch vorhandene Realitätseffekt wird leider ein Stück weit zunichte gemacht durch die Aufmachung von Jacksons henchmen. Die sind so sorgfältig auf stoppelig, verschwitzt und staubig getrimmt, dass man es sofort als Kostümierung durchschaut. Ich sehne mich nach der Spaghetti-Hochzeit zurück, als die Darsteller*innen noch auf sehr authentische Weise unrasiert, dreckig und zerlumpt waren.

20. Februar 2022

September Dawn (2007)

Regie: Christopher Cain · Drehbuch: Christopher Cain, Carole Whang Schutter · Musik: William Ross · Kamera: Juan Ruiz Anchía · Schnitt: Jack Hofstra · Produktion: Black Diamond Pictures.

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Im Jahr 1857 überfielen im Süden Utahs mormonische Milizionäre den Wagentrek der Baker-Fancher-Gesellschaft und ermordeten 120 Siedler*innen. Der Trek, benannt nach seinen Anführern John Twitty Baker und Alexander Fancher, kam aus Arkansas und war auf dem Weg nach Kalifornien. Die von der Überquerung der Rocky Mountains erschöpften Siedler*innen hatten wahrscheinlich gehofft, Utah schnell und unauffällig durchqueren zu können.

Jedoch hatten sie nicht mit der paranoiden und gewalttätigen Stimmung gerechnet, die zu dieser Zeit die mormonische Bevölkerung Utahs erfasst hatte. Man erwartete dort täglich eine großangelegte Invasion der US-Armee, seit Präsident Buchanan angekündigt hatte, mit militärischen Mitteln gegen die Institution der »plural marriage« vorgehen zu wollen. Mormonische Polygamie sorgte in der Tat für Empörung in weiten Kreisen der US-Gesellschaft. Buchanans Gründe für die Wendung gegen die Heiligen der letzten Tage waren allerdings ziemlich durchsichtig: Er wollte damit (erfolglos) vom Konflikt um die Sklaverei ablenken, der sich täglich zuspitzte und wenige Jahre später im Bürgerkrieg mündete.

Obwohl die befürchtete Invasion Utahs auf sich warten ließ, verknüpfte die Angst davor sich unter den Mormon*innen mit apokalyptischen Vorstellungen. Und Brigham Young, der sowohl Gouverneur von Utah als auch Oberhaupt der mormonischen Kirche war, goss zusätzlich Öl ins Feuer, indem er zu jeder Gelegenheit seine Lehre vom »blood atonement« verkündete: Manche Sünden seien so schwerwiegend, erklärte er, dass sie nur gesühnt werden könnten, indem man das Blut der Sünder*innen vergieße. Diese Lehre ließ sich nur zu leicht als Freibrief zur Gewalt gegen alle Nichtmormon*innen verstehen.

Die Baker-Fancher-Gesellschaft platzte mitten in diese aufgeheizte Situation hinein. In Utah gingen Gerüchte um, der Wagentrek führe große Reichtümer mit sich. Mormonische Würdenträger überredeten eine Gruppe von Paiute-Indigenen, den Trek zu überfallen. Die mormonische Miliz würde ihnen dabei helfen. Allerdings nutzten die Milizionäre die Paiute auf hinterhältige Weise aus. Sie verkleideten sich vor dem Überfall als Indigene, um die Verantwortung für die Bluttat allein den Paiute in die Schuhe schieben zu können.

Der erste Überfall fand am 7. September statt. Verkleidete Milizionäre unter dem Befehl von John D. Lee, Brigham Youngs Adoptivsohn, griffen die Siedler*innen im Verbund mit einer kleinen Zahl Paiute an. Der Überfall wurde zurückgeschlagen, aber den Siedler*innen war klar, dass sie umzingelt waren. Am 11. September, als die Lebensmittel bereits knapp wurden, erschien Lee mit weißer Flagge im Lager und erklärte heuchlerisch, er habe mit den »hostile Indians« verhandelt. Er versprach den Siedler*innen freies Geleit. Ihre Waffen, Pferde und Wagen müssten sie allerdings zurücklassen. Die Siedler*innen durchschauten Lees Spiel vermutlich, aber ausgehungert, wie sie waren, blieb ihnen keine andere Wahl. Kaum hatten sie ihr Lager unbewaffnet und zu Fuß verlassen, wurden die Männer der Gesellschaft aus nächster Nähe per Kopfschuss ermordet. Anschließend fielen Lees Milizionäre über die Frauen und Kinder her und schlachteten sie mit Messern und Gewehrkolben förmlich ab.

Nur Kinder unter fünf Jahren wurden am Leben gelassen und mormonischen Familien übergeben. Der US-Regierung gelang es später, diese Kinder zu identifizieren und ihren Verwandten zurückzugeben. Davon abgesehen, hatte das Massaker kaum Konsequenzen. Die mormonische Führung leugnete zunächst jede Beteiligung: Die Siedler*innen seien von den Paiute ermordet worden, und nur von ihnen. Später schob man John D. Lee (im Film mit der überzeugendsten Darbietung: Jon Gries) die alleinige Verantwortung zu. Als einziger Beteiligter an dem Massaker wurde er vor Gericht gestellt, zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Bis heute gibt es eine Kontroverse darüber, ob Brigham Young persönlich Mitverantwortung für das Massaker trug. Die mormonische Kirche präsentiert zu seiner Entlastung einen von ihm geschriebenen Brief – der allerdings ziemlich doppeldeutig formuliert ist. Man kann ihn auch als verklausulierte Aufforderung lesen, sich beim Überfall auf den Trek bloß nicht erwischen zu lassen. Denn es ist doch eher unwahrscheinlich, dass Young, der Utah mit eiserner Faust regierte, von den Machenschaften seines eigenen Adoptivsohns nichts gewusst haben will.

Christopher Cains Film September Dawn stellt Young, gespielt von Terence Stamp, recht eindeutig als für die Bluttat verantwortlich dar. Die Siedler*innen zeigt er als so naiv und vertrauensselig, dass es die Glaubwürdigkeit strapaziert. Aber mit der Glaubwürdigkeit hat September Dawn es ohnehin nicht so. Der Film wird seiner ernsten Thematik an keiner Stelle gerecht.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die Pastorentochter Emily (Tamara Hope), die dem Baker-Fancher-Trek angehört und sich in den Pferdeflüsterer Jonathan (Trent Ford), einen jungen Mormonen, verliebt. Jonathan erwidert ihre Gefühle und gerät deshalb in Konflikt mit seinem Vater (Jon Voight), der als mormonischer Bischof eine treibende Kraft bei dem Anschlag auf den Siedler*innen ist.

Nicht nur diese Liebesgeschichte, sondern die komplette Filmhandlung wird mit einem Ausmaß an Overacting dargestellt, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen habe. Der unfreiwillig komische Eindruck, der dadurch erzeugt wird, verstärkt sich noch durch die Erzählweise des Films. Zahlreiche oft unmotivierte Vor- und Rückblenden machen September Dawn zu einer ziemlich verwirrenden Angelegenheit. Hinzu kommt die Synchronisation, die auf einer sprachlich unterirdischen Übersetzung beruht und von Sprecher*innen vorgetragen wird, die unter dem Einfluss sedierender Medikamente zu stehen scheinen.

Es ist angesichts der Tragik der historischen Ereignisse nicht wirklich angemessen, doch ich muss gestehen, dass ich den Film auf eine Weise unterhaltsam fand, die ganz sicher nicht intendiert ist. Aber es ist einfach so: September Dawn will dramatisch sein, herausgekommen ist lustiger Trash.

Natürlich versucht der Film trotz allem, ›relevant‹ zu sein. Es wird darin viel Aufhebens um den historischen Zufall gemacht, dass das Baker-Fancher-Massaker am 11. September stattfand. Wer denkt da nicht an den fatalen Anschlag auf das World Trade Center? Aber die mormonischen Milizionäre als Präfiguration heutiger Dschihadist*innen zu zeigen, funktioniert aus verschiedenen Gründen nicht. Zum einen ist der Dschihadismus ein internationales Phänomen, während die religiöse Gewalt, die der Mormonismus zur Zeit Youngs ausübte, ganz homegrown amerikanisch ist.

Zum anderen rechnet der Film nicht mit der historischen Ignoranz seines Publikums. Im 19. Jahrhundert waren die Mormon*innen Verfemte, die von der Mehrheitsgesellschaft Gewalt erfuhren und ihrerseits äußert gewaltsam zurückschlugen. Die zeitgenössische Abenteuerliteratur stellt mormonische Männer gern als heimtückische und erzkriminelle Mädchenhändler dar. (Einschlägige Beispiele sind Arthur Conan Doyles Study in Scarlet, Robert Louis Stevensons The Dynamiter und diverse Romane und Erzählungen von Karl May.) Heute dagegen gelten Mormon*innen als eine Stütze des weißen, konservativen Amerika, die sich nur durch einige skurrile Glaubensinhalte von ihren evangelikalen Geschwistern unterscheiden.

Was das historische Ambiente angeht, gibt sich September Dawn zwar durchaus korrekt. Brigham Young und den in einer Rückblende von Dean Cain dargestellten Joseph Smith lässt der Film zahlreiche Originalzitate sprechen. Gerade deshalb schlug dem Film aber ein gewisser Unglaube entgegen. Der Kontrast zwischen Youngs und Smiths authentischen Worten und dem heutigen Saubermann-Image der Latter Day Saints ist zu stark. Das zeigt sich deutlich an der Filmbesprechung von USA Today: Rezensent Michael Medved beschwert sich in schönster Offenheit, dass es doch viel besser gewesen wäre, einfach einen Film über (so wörtlich) »Islamo-Nazi killers« zu machen, statt historische Umwege zu gehen.

6. Februar 2022

Bill il taciturno (1967)

Deutscher Titel: Django tötet leise / Django – Der lautlose Killer · Regie: Massimo Pupillo · Drehbuch: Renato Polselli · Musik: Berto Pisano · Kamera: Mario Parapetti · Schnitt: Lina Caterini, Marcello Malvestito · Produktion: Avis Film.

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Revolverheld Bill (George Eastman) wird Zeuge, wie Banditen die Familie Sanders ermorden. Natürlich mäht er die Banditen nieder.

Was folgt, ist ein Film, der voll und ganz aus Versatzstücken von Sergio Leones ersten beiden Dollar-Filmen zusammengestoppelt wurde: Es geht irgendwie um Waffenschmuggel und um Rache an Thompson (Luciano Rossi), der das Städtchen Santa Anna tyrannisiert. Eine junge Frau, Linda (Liana Orfei), ist auf der Flucht vor Thompson. Die obligatorische mexikanische Bande, deren Anführer hier El Santo heißt und von Mimmo Maggio gespielt wird, tritt ebenfalls auf. Daneben sind u.a. Spartaco Conversi und ein grimassierender Rick Boyd zu sehen.

Wie wenig Wert auf Eigenständigkeit er legt, zeigt dieser Flick übrigens schon ganz am Anfang: Das Titellied ist ein dreistes Plagiat von Ennio Morricones Musik für Per un pugno di dollari. Was die Hauptfigur angeht, bedient Bill il taciturno sich bei der Dollartrilogie auf ebenso freimütige Weise. Protagonist Bill ist ein Abklatsch des »Mannes ohne Namen«, so offensichtlich und einfallslos, wie ich es selten gesehen habe. Das geht bis in Details der Kleidung hinein: Clint Eastwood trägt in Für eine Handvoll Dollar eine Schaffellweste. Folgerichtig muss George Eastman hier eine Schaffelljacke tragen. (Nicht von Leone geklaut ist allenfalls, dass Linda als Bills love interest fungiert. Der Meister mochte seine Helden in der Dollartrilogie bekanntlich nicht in Liebesgeschichten verwickelt sehen.)

Zugegebenermaßen kommt kurzzeitig auch ein wenig Spannung auf, nämlich dann, wenn Luciano Rossi als theatralischer Gangsterboss Thompson seine ersten Auftritte hat. Bis dahin ist aber schon fast eine Stunde voller Vorhersehbarkeit vergangen.

Dem deutschen Filmverleih fiel dann auch nichts weiter ein, als den Protagonisten in Django umzubenennen. Das ist zwar schon weitaus besseren Streifen passiert, aber hier illustriert es die Austauschbarkeit des ganzen Machwerks auf unfreiwillig passende Weise.

3. Februar 2022

C’è Sartana ... vendi la pistola e comprati la bara! (1970)

Deutscher Titel: Django und Sabata – Wie blutige Geier / Django – Die Gier nach Gold / Django – Schieß mir das Lied vom Sterben · Regie: Giuliano Carnimeo · Drehbuch: Tito Carpi · Musik: Francesco De Masi · Kamera: Stelvio Massi · Schnitt: Ornella Micheli · Produktion: Colt Produzioni Cinematografiche.

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In C’è Sartana ... tritt zum ersten und einzigen Mal nicht Gianni Garko in der Hauptrolle auf, sondern George Hilton. Zudem bekommt Sartana einen Konkurrenten zugesellt, und zwar den aus Gianfranco Parolinis Filmen geklauten Sabata – hier allerdings nicht von Lee Van Cleef gespielt, sondern von Charles Southwood. 

Der deutsche Filmverleih, wie immer fest entschlossen, das Kinopublikum für dumm zu verkaufen, nahm den Besetzungswechsel zum Anlass, Sartana in Django umzutaufen. In der BRD lief der Film deshalb als Django und Sabata – Wie blutige Geier, später als Django – Die Gier nach Gold und (besonders originell) Django – Schieß mir das Lied vom Sterben. Aber zur Handlung.

Sartana beobachtet einen Überfall mexikanischer Banditen auf einen Goldtransport. Merkwürdigerweise nehmen die Outlaws das Gold nicht mit, sondern verminen den Wagen mit Dynamit. Kein Problem für Sartana: Er schleudert einfach seine Feldflasche in die Luft, schießt ein Loch hinein, und das herabspritzende Wasser löscht die Zündschnur. In den Goldsäcken, so stellt sich heraus, befindet sich nur Sand.

Als peón verkleidet verfolgt Sartana die Banditen nach Cementerio. Vor Ort angekommen, hilft er Maldita (Linda Sini), der Frau des Bandenchefs Mantas (Nello Pazzafini), vor ihrem tyrannischen Gatten zu fliehen. Zum Dank verrät sie ihm, dass der falsche Goldtransport aus der Minenstadt Appaloosa kam. Dorthin bricht Sartana nun auf.

In Appaloosa scheinen alle an dem verschwundenen Gold brennend interessiert zu sein: Auf der einen Seite die Saloonbesitzerin Trixie (Erika Blanc) und ihr Barkeeper Angelo (Aldo Barberito), auf der anderen Seite der Boss der Minengesellschaft Spencer (Piero Lulli) und seine rechte Hand Baxter (Carlo Gaddi). Sartana stürzt sich sofort in das Intrigenspiel, das er so liebt. Allerdings bekommt er einen Konkurrenten in ›Sabata‹, der dieses Spiel ebenso gut beherrscht ...

C’è Sartana ... erzählt mehr oder weniger die Story des ersten Films der Reihe noch einmal. Wieder geht es um einen Goldtransport, auf den ein fingierter Überfall verübt wird, und wieder will Sartana die Hintermänner aufspüren und sich das Gold unter den Nagel reißen. Neu ist, dass er mit ›Sabata‹ die genretypische Figur des ungewollten Partners zur Seite gestellt bekommt.

Obwohl in diesem dritten Sartana-Streifen Altbekanntes präsentiert wird (und der erste Teil insgesamt ein besserer Film ist), muss ich sagen, dass er mich bislang noch am ehesten von der Hauptfigur überzeugt. Anders als sein Vorgänger (und Nachfolger) Gianni Garko spielt George Hilton den Sartana mit einem gewissen Understatement. Der Kajalstrich um seine Augen lässt Hilton zudem unverschämt gut aussehen.

Im Vergleich zum eher schlappen zweiten Teil ist C’è Sartana ... deutlich dynamischer. Spaß macht vor allem Stelvio Massis verspielte Kameraarbeit.

Etwas versalzen wird die Suppe durch die Tatsache, dass der ›Sabata‹ dieses Films ein typischer Etikettenschwindel ist, wie man ihn aus dem Genre nur allzu gut kennt. Der echte, von Lee Van Cleef gespielte Sabata ist eine Weiterentwicklung der Figur des Colonel Mortimer (ebenfalls Van Cleef) aus Für ein paar Dollar mehr. Charles Southwoods ›Sabata‹ ist dagegen ein völlig anderer Charakter, ein jugendlicher Dandy, der einen hellen Anzug mit Strohhut trägt und einen Sonnenschirm mit sich führt. Wäre es denn wirklich zu viel verlangt, sich für diese augenscheinlich neue Figur einfach einen neuen, zu ihr passenden Namen auszudenken?