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27. Juni 2025

Die Goldsucher von Arkansas (1964)

Regie: Paul Martin · Drehbuch: Hans Billian, Herbert Reinecker, Werner P. Zibaso · Musik: Heinz Gietz · Kamera: Jan Stallich · Schnitt: Herbert Taschner · Produktion: Metheus-Film, Rapid-Film, Société Nouvelle de Cinématographie.

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Während der Dreharbeiten zu Die Flußpiraten vom Mississippi, 1963 in Jugoslawien, traf das Filmteam um Regisseur Jürgen Roland zufällig auf eine Crew der Rialto, die zur gleichen Zeit den ersten Teil der Winnetou-Trilogie drehte. Die Begegnung verlief offenbar sehr inspirierend, denn schon im Jahr darauf erschien mit Die Goldsucher von Arkansas eine Fortsetzung der Flußpiraten, die Winnetou – 1. Teil mehr als nur ein paar Ideen verdankt.

Im Städtchen Marble City in Arkansas betritt ein Mescalero den Saloon und bezahlt seinen Whiskey mit Goldnuggets. Sofort versuchen die gierigen Saloongäste dem Mann den Fundort des Goldes zu entlocken, indem sie ihm ein Glas nach dem anderen einschenken. Aber bevor er sein Wissen offenbaren kann, wird der Verräter von Mescalero-Häuptling Brennender Pfeil (Jan Diviš) erschossen. Nichtsdestotrotz verbreitet sich die Nachricht vom Gold in Windeseile, und ein großer Treck setzt sich Richtung Marble City in Bewegung. Dem Wagenzug schließt sich auch die deutsche Auswandererfamilie Brendel an, die eigentlich auf der Suche nach Farmland ist. Die Goldgerüchte haben den Brendels jedoch kurzzeitig den Kopf verdreht. Als sie kurz vor der Stadt von einigen lokalen heavies belästigt werden, kommt ihnen der Rancher Phil Stone (Brad Harris) zu Hilfe, der sich prompt in Mary Brendel (Olga Schoberová) verguckt.

In der Stadt lässt sich unterdessen der slicke Fiesling Matt Ellis (Mario Adorf) nieder und eröffnet einen Saloon. Von dem Goldrausch erhofft er sich großen Profit und heizt ihn deshalb noch zusätzlich an. Die Mescalero finden das gar nicht lustig und bereiten sich auf einen Krieg vor. Nur Phil Stone und sein Freund McCormick (Horst Frank) sind noch bereit, einen Versuch zur Entschärfung des Konflikts zu unternehmen.

Auch Winnetou – 1. Teil beginnt damit, dass ein von Mario Adorf gespielter Schurke erfährt, dass es auf dem Land der Mescalero Gold gibt. Tatsächlich spielt Adorf die Santer-Rolle in Die Goldsucher von Arkansas einfach ein zweites Mal, nur unter anderem Namen. Häuptling Brennender Pfeil ist zwar wesentlich rabiater als sein Kollege Winnetou, aber er trägt ein Kostüm, das dessen charakteristischem Outfit auffällig ähnlich sieht. Und sozusagen als Bonus darf auch noch Ralf Wolter einen vertrottelten Scout darstellen, seiner Rolle als Sam Hawkens in den Winnetou-Filmen entsprechend.

Wie Die Flußpiraten vom Mississippi wurde Die Goldsucher von Arkansas von Wolf C. Hartwigs Firma Rapid-Film produziert, und wie beim ersten Film handelt es sich dem Namen nach um die Adaption eines Romans von Friedrich Gerstäcker. War allerdings schon die Flußpiraten-Verfilmung ein deutlicher Versuch, Gerstäckers Stoff in das Korsett der (allzu verlockend erfolgreichen) Karl-May-Streifen zu quetschen, bleibt in Die Goldsucher von Gerstäcker kaum noch etwas übrig.

Die nominelle Vorlage Die Regulatoren in Arkansas (1846) handelt von einer Bande von Pferdedieben, die in den dichten Wäldern von Arkansas ihr Unwesen treibt und auch vor Mord nicht zurückschreckt.¹ Davon wurde im Film so gut wie nichts beibehalten. Verbindungen zwischen Roman und Film bestehen lediglich durch die Figur des heimtückischen Geistlichen, der im Buch eine zentrale Rolle spielt, während er im Film (gespielt von Dieter Borsche) eine nicht ganz so wichtige Nebenfigur darstellt.² Nur der Handlungsort Arkansas bleibt gleich, das allerdings mit skurrilen Folgen: Die Mescalero leben nun mal nicht in Arkansas, sondern in New Mexico, und ich frage mich schon, was sie aus dem trockenen Südwesten an die Ufer des Mississippi verschlagen haben soll.

Gerade weil er Gerstäckers Roman weitgehend ignoriert, funktioniert Die Goldsucher von Arkansas für mich etwas besser als der erste Film, der als misslungene Umsetzung einer packenden Buchvorlage vor allem enttäuschend war. Dieser Flick hier ist Standard-Sauerkrautkost ohne große Überraschungen, was Handlung und Figuren angeht. Interessant ist, dass der Film in Böhmen gedreht wurde; selbst die Innenaufnahmen entstanden in einem Prager Studio. Das ist eine nette Abwechslung von den üblichen Eurowestern-Locations in Spanien und Jugoslawien. Musikalisch wartet er mit einem eingängigen Titelsong des Berliner Country-Sängers Ralf Paulsen auf.

Brad Harris und Olly Schoberová, die sich am Set kennen lernten, wurden auch im wirklichen Leben ein Paar. Regisseur Paul Martin, eigentlich für Revuefilme bekannt, verband sein angestammtes Genre und den Western zwei Jahre später in Graf Bobby, der Schrecken des Wilden Westens.

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¹ Die Bande steht in loser Verbindung mit dem kriminellen Imperium der Flusspiraten, um das es im Roman Die Flußpiraten des Mississippi (1848) geht. Da der zweite Roman weitaus bekannter ist, wurde er zuerst als Filmvorlage verwendet.

² Charakteristisch für den Umgang mit der Vorlage ist auch, dass der Film-Geistliche sich nur als solcher ausgibt, also ein gewöhnlicher Betrüger ist. Im Roman betätigt sich dieselbe Figur tatsächlich als Erweckungsprediger, ist aber zugleich Seelenfänger, Dieb und Mörder. Diese Symbiose aus Religion und Verbrechen, wie sie Gerstäcker entwirft, ist weitaus interessanter als die Umsetzung der Figur im Film.

18. Februar 2025

Der letzte Mohikaner (1965)

Regie: Harald Reinl · Drehbuch: Joachim Bartsch · Musik: Peter Thomas · Kamera: Ernst Kalinke · Schnitt: Hermann Haller · Produktion: International Germania Film.

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Gleich nach dem Kassenerfolg von Der Schatz im Silbersee (1962) plante der Constantin-Filmverleih, neben den Karl-May-Flicks ein weiteres Western-Franchise zu etablieren. Coopers Leatherstocking Tales boten sich dafür an. Sie waren gemeinfrei und beim deutschen Publikum so bekannt wie beliebt, allerdings meist in Form von gekürzten, »für die Jugend bearbeiteten« Übersetzungen. Die Originale kannte so gut wie niemand. Für eine Verfilmung war das nicht unbedingt ein Nachteil, denn es bedeutete, dass man mit den Vorlagen relativ frei umgehen konnte. Wenn man es nicht übertreibt.

Am Ende dauerte es dann etwas länger (Stammregisseur Reinl war mit den May-Filmen und anderen Projekten vollauf beschäftigt) und anstelle eines Franchise wurde nur ein Film realisiert.¹ Warum es so kam, weiß ich nicht. Der allzu freie Umgang mit der Vorlage lässt mich aber vermuten, dass die Constantin selber nicht wirklich wusste, was sie mit dem Cooper-Stoff eigentlich anfangen wollte.

Mit der Herstellung beauftragt wurde die Firma International Germania Film, die auf deutsch-spanische Koproduktionen spezialisiert war. Gedreht wurde in Spanien. Wohl um den Film näher an die Karl-May-Welle heranzuführen, verlegte man die Handlung in die Zeit nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg in den fernen Westen.² Aus den Rotröcken der Vorlage wurden Soldaten der U.S. Cavalry. Aus den Franzosen wurde eine Bande von Outlaws. Die wichtigsten Figuren wurden (mit leichten Namensänderungen) übernommen. So weit passt das auch. Offen bleibt aber die Frage, wie es die mohikanischen und huronischen Ureinwohner*innen aus Coopers Roman in diese Zeit und diese Gegend verschlagen haben soll.

Der Film beginnt mit dem Angriff der Krieger Maguas (Ricardo Rodríguez) auf das Zeltdorf der Mohikaner*innen. Diese haben aus Maguas Sicht Verrat geübt, weil sie mit den Weißen in Frieden leben. Als einzige entgehen der mohikanische Häuptling Chingachgook (Mike Brendel) und sein Sohn Unkas (Daniel Martín) dem Tod. Doch Chingachgook erliegt bald seinen schweren Verletzungen. Unkas zieht mit seinem weißen Freund Falkenauge (Anthony Steffen) los, um sich an Magua zu rächen.

Magua hat sich mit dem Banditen Roger (Stelio Candelli) und seiner Gang verschworen. Gemeinsam überfallen sie einen Transport der Kavallerie, der aus einem Wagen voller Gold und einem Wagen voller Schießpulver besteht. Das Schießpulver fällt ihnen in die Hände. Der Wagen mit Gold wird von einigen überlebenden Kavalleristen in die stark befestigte Ranch von Oberst Munroe (Carl Lange) gerettet. Fortan belagern Maguas Krieger und Rogers Banditen die Ranch.³

Magua fängt eine Botschaft an Oberst Munroe ab: Seine Töchter Cora (Karin Dor) und Alice (Marie France) befinden sich auf dem Weg zur Ranch, wurden aber durch eine beschädigte Brücke aufgehalten. Begleitet werden sie von einer Kavallerie-Eskorte unter dem Befehl von Hauptmann Bill Hayward (Joachim Fuchsberger). Magua gibt sich gegenüber Hayward als Scout aus, der von Oberst Munroe geschickt wurde, um die Reisenden auf sicherem Weg durch eine Schlucht zur Ranch zu führen. In der Schlucht liegen natürlich Maguas Krieger im Hinterhalt. Das rechtzeitige Eintreffen Unkas’ und Falkenauges verhindert ein Gemetzel.

Es gelingt den Verbündeten, sich durch den Belagerungsring zur Ranch durchzuschlagen. Jedoch plant Roger, mit dem erbeuteten Schießpulver eine oberhalb von Munroes Anwesen gelegene Klippe zu sprengen, um den Palisadenzaun der Ranch durch eine Steinlawine zu zerstören ...

Abgesehen von den bereits erwähnten Abweichungen fällt auf, wie sehr Unkas und Falkenauge auf Winnetou und Old Shatterhand getrimmt sind. Sogar ihre Synchronsprecher (Thomas Eckelmann und Horst Niendorf) sind die von Pierre Brice und Lex Barker. Ebenso wie Winnetou redet Unkas gern in der dritten Person; häufig ist sein »Herz betrübt«, wenn Uneinigkeit unter Indigenen und Weißen herrscht. Einen bemerkenswerten Unterschied gibt es aber: Unkas steht klar im Mittelpunkt. Während Winnetou und Shatterhand als gleichberechtigtes Duo auftreten, ist hier Unkas der Protagonist. Falkenauge bleibt eine ziemlich schwach konturierte Nebenfigur. Sein Darsteller Anthony Steffen (in seiner ersten Westernrolle) darf nur wenige Dialogzeilen sprechen.

Das wirft die Frage auf: Wenn Der letzte Mohikaner als Auftakt zu einem Franchise gedacht war, wie hätte dieses aussehen sollen? Entsprechend der Vorlage stirbt Unkas am Ende des Films. Ganz und gar nicht entsprechend der Vorlage ist sein Vater Chingachgook zu Beginn nur einige Minuten lang zu sehen, bevor er ebenfalls stirbt. Wer hätte also in einer möglichen Fortsetzung die Hauptfigur sein sollen? Etwa Falkenauge, der hier kaum als eigenständiger Charakter realisiert ist? Insofern wundert es mich nicht, dass es nie zu einer Fortsetzung kam. Der Film gibt einfach nichts her, woran ein Sequel hätte anknüpfen können.

Wobei dieser Letzte Mohikaner auch seine imposanten Seiten hat. Die für Harald Reinl typische Pyrotechnik im großen Stil ist etwas, wovon etwa die meisten zeitgenössischen Spaghetti-Produktionen nur träumen konnten. All das hätte man aber auch dann umsetzen können, wenn man etwas näher an Coopers Fabel geblieben wäre. Ohnehin war der Markt für Sauerkraut-Western übersättigt. Allein im Jahr 1965 liefen in Westdeutschland sieben Karl-May-Filme im Kino an. Im Jahr darauf war dann schon eine gewisse Publikumsmüdigkeit festzustellen, etwa bei der lauwarmen Rezeption von Georg Marischkas Vermächtnis des Inka oder Peter Alexanders Ausflug in den Wilden Westen.

Statt einer Fortsetzung gab es andere Versuche, Cooper als Eurowestern zu verfilmen. Im gleichen Jahr 1965 spielte Daniel Martín erneut den Uncas (so die eigentliche Schreibweise) in einer spanisch-italienischen Low-Budget-Produktion, an der Seite von Jack Taylor, Luis Induni und Paul Muller. Zwei Jahre später zog die DEFA mit einer Verfilmung von The Deerslayer nach, in der (natürlich) Gojko Mitić als Chingachgook zu sehen war und wesentlich werkgetreuer vorgegangen wurde. 1969 folgte noch eine ZDF-Serie, die in deutsch-französischer Koproduktion entstand.⁴

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¹ So denn wirklich ein Franchise daraus werden sollte. Ich entnehme diese Informationen der deutschsprachigen Wikipedia, die an dieser Stelle leider keinen direkten Beleg angibt. Es gibt aber wenig Grund, daran zu zweifeln. Der westdeutschen Filmindustrie war es nur recht, wenn sie aus einem erfolgreichen Film gleiche eine Reihe von Filmen machen konnte – ob die Vorlage nun von Karl May oder Edgar Wallace stammte.

² Coopers Roman spielt während des Siebenjährigen Kriegs im heutigen Bundesstaat New York.

³ Ich vermute, dass Munroe in dieser Verfilmung ein pensionierter Oberst sein soll und deshalb auf einer Ranch lebt. Deren Kulisse hätte allerdings ebenso gut ein Kavallerie-Fort darstellen können, mit Munroe als Kommandanten. Was auch immer man sich dabei gedacht hat ...

⁴ An dieser Stelle lohnt sich der Hinweis, dass es schon viel früher eine deutsche Cooper-Verfilmung gab. 1920 lief mit Lederstrumpf ein zweiteiliger Film von Arthur Wellin im Kino. In der Rolle des Chingachgook war kein geringerer als Bela Lugosi zu sehen. Die Außenaufnahmen entstanden an einem Brandenburger See südlich von Berlin. Entsprechend dem Brauch der Stummfilmzeit, deutsche Western nach ihrem Drehort zu unterscheiden (man sprach von Neckar-Western und Isar-Western), muss man Lederstrumpf wohl als märkischen Western betrachten. Der erste Teil des Films ist in einer Fassung mit englischen Texttafeln erhalten. Der jüdische Regisseur Wellin wurde in den 1940er Jahren von den Nazis ermordet.

10. April 2024

Die blutigen Geier von Alaska (1973)

Inhaltshinweise: Sexuelle Gewalt, Tierquälerei.

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Alternativtitel: Die Höllenhunde von Alaska / Die Geier vom Shilo River · Regie: Harald Reinl · Drehbuch: Kurt Nachmann · Musik: Bruno Nicolai · Kamera: Heinz Hölscher · Schnitt: Eva Zeyn · Produktion: Lisa Film.

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The Call of the Wild (1972) von Ken Annakin machte es möglich: Er löste den letzten großen Trend innerhalb des Euro-Westerns aus. Annakins Film erwies sich in Italien als Kino-Erfolg, und die italienische Filmindustrie tat das, was sie am liebsten tat – sie kopierte, was das Zeug hielt. Den Anfang machte Lucio Fulci mit Zanna Bianca (1973) und Il ritorno di Zanna Bianca (1974). Diesen Filmen folgten inoffizielle Fortsetzungen sowie weitere Produktionen, die entweder Werke von Jack London verfilmten oder sich als solche Verfilmungen ausgaben.¹ Noch schneller als die Italiener*innen waren in diesem Fall allerdings die Westdeutschen. Schon 1972 wartete Harald Reinl mit Der Schrei der schwarzen Wölfe auf, dem im Jahr darauf Die blutigen Geier von Alaska folgte.

Die Formelhaftigkeit dieser London-Verfilmungen (und Pseudo-London-Verfilmungen) fällt sofort ins Auge. Es ist selbst für Genre-Verhältnisse ungewöhnlich, mit welcher Sturheit an dem stets gleichen Grundrezept festgehalten wird: Es gibt immer ein krankes Kind, einen treuen Hund und einen raubeinigen Beschützer. Der Handlungsort ist Alaska zur Zeit des Goldrauschs. Und meistens spielt Raimund Harmstorf mit. Die zur Schau getragene Kinderfreundlichkeit dieser Filme wird nicht selten dadurch konterkariert, dass sie recht brutale Szenen mit Tierkämpfen enthalten. Ich gestehe es offen – ich bin alles andere als ein Fan dieses Subgenres mit seiner Mischung aus Sentimentalität und Grausamkeit.

Die blutigen Geier von Alaska basiert nicht direkt auf Jack London, folgt aber getreu der beschriebenen Formel: Der Goldsucher Sanders (Kurt Bülau) hat auf indigenem Land eine Goldader gefunden, die auszubeuten er fest entschlossen ist. Bei einem Unfall in der Grube verletzen sich Sanders und sein Sohn Billy (Ivan Stimac) schwer. Billy verfällt in ein starkes Fieber. Der Jäger Don Rutland (Doug McClure) will den Jungen zu einem Arzt bringen.

Zur gleichen Zeit wird in der Prospektorensiedlung Camp Kino ein Transport vorbereitet, der die gesammelten Goldfunde des Umkreises nach Paradise Creek bringen soll. Sheriff Cotton und Deputy Buffins (Miha Baloh) reiten als Eskorte mit. Rutland trifft auf den Transport, vertraut ihm den kranken Billy an und reitet zurück zu Sanders. Banditen unter Mark Monty (Harald Leipnitz) überfallen den Transport und töten die Begleitmannschaft bis auf Buffins, der mit den Banditen unter einer Decke steckt. Billy, der sich im Fieberwahn nicht an seinen Namen erinnern kann, wird von Monty in das Lager der Banditen verschleppt. 

Nachdem Sanders von Indigenen getötet wurde, die (sehr berechtigte) Einwände gegen seine Goldschürferei auf ihrem Land hatten, begibt Rutland sich nach Camp Kino. Dort amtiert Buffins als neuer Sheriff und sabotiert die Suche nach dem geraubten Gold. Rutland schließt sich zusammen mit Rose Cotton (Kristina Nel), der Tochter des beim Überfall ermordeten Sheriffs, und Ham-a-Ham (Roberto Blanco), einem Boxer mit übermenschlichen Kräften. Gemeinsam mit Buck, dem Hund der Sanders, machen sie sich auf die Suche nach den Banditen und dem verschwundenen Billy. Buffins sperrt Rutland unter falschen Vorwürfen ins Gefängnis.

Monty und sein Spießgeselle Lapporte (Klaus Löwitsch) kommen nach Camp Kino und erklären, unverhofft einen reichhaltigen Goldfund gemacht zu haben. Mit dieser Behauptung wollen sie ihren Überfall auf den Goldtransport verschleiern. Es kommt zu einem allgemeinen Besäufnis im Saloon. Monty versucht, die Saloondame Betty (Angelica Ott) zu vergewaltigen, und ersticht ihren Chef, Captain Brandy (Heinz Reincke), als dieser dazwischengeht. Rutland, der sich aus dem Gefängnis befreien konnte, konfrontiert Monty, Lapporte und Buffins.

Diesem Film merkt man in jeder Hinsicht die Agonie an, in der der bundesdeutsche Western à la Reinl sich in den siebziger Jahren wand: Die schwarzen Langhaarperücken sitzen noch schlechter als zehn Jahre zuvor. In einer Einstellung, die zu einer Dynamit-Explosion hinführt, sieht man die Drähte des Pyrotechnikers mitten im Bild. Doug McClure ist als Ersatz-Harmstorf alles andere als überzeugend. Roberto Blanco darf ein antirassistisches Statement abgeben, das sofort dadurch konterkariert wird, dass sein Charakter den lächerlichen Namen Ham-a-Ham trägt. Und Miha Baloh spielt den verräterischen Deputy mit einer derart gelangweilten Miene, als wolle er stumm gegen den Film und sein Drehbuch protestieren.

Überhaupt, das Drehbuch. Es wartet mit einem Deus ex machina auf: Als der sterbenskranke Billy von den Banditen verschleppt wird, haben die rein zufällig einen Arzt in ihrem Lager, der Billys Fieber lindert. Am Ende artet es in einen vollendeten idiot plot aus: Als die Banditen mit ihrer hanebüchenen Geschichte vom Goldfund, der zeitgleich mit dem Goldraub stattfand, in der Siedlung auftauchen, erregen sie kaum einen Verdacht. Mit den kriminalistischen Fähigkeiten der Leute von Camp Kino ist es offenbar nicht weit her – eigentlich perfekt für die Banditen. Aber Monty, ihr Anführer, lässt sich volllaufen und begeht einen Vergewaltigungsversuch und einen Mord, so dass die Bande unweigerlich auffliegt. Ist das einfältig oder geschmacklos? Es ist beides.

Es gibt wirklich nicht viel, was sich Wertschätzendes über Die blutigen Geier von Alaska sagen lässt. Letztlich sind es zwei Dinge: Die Landschaftsaufnahmen, die in Österreich und Jugoslawien gefilmt wurden, sind grandios – wie immer bei Reinl. In ihnen zeigt sich das bleibende Talent eines Regisseurs, der ansonsten sein Pulver längst verschossen hatte. Und mit Kristina Nel als Sheriffstochter auf der Suche nach ihrem ermordeten Vater gibt es (für Genre-Verhältnisse) eine ziemlich aktive Frauenfigur, die nicht mal gerettet werden muss. Ein anderer Film wäre durch Nels Rolle besser geworden. Dieser leider nicht.

An den Kinokassen fiel der Film durch. Für das westdeutsche Fernsehen wurde er in Die Geier vom Shilo River umbenannt, in der Hoffnung, er würde für ein Spin-off der Serie Die Leute von der Shiloh Ranch gehalten, in der Doug McClure ebenfalls mitspielte. Die DDR zeigte den Streifen unter dem Namen Die Höllenhunde von Alaska. Wenig überraschend änderten die alternativen Titel aber auch nichts an dem Schlamassel, das dieser Film darstellt.

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¹ Das ganze wiederholte sich Anfang der neunziger Jahre noch mal in kleinerem Maßstab anlässlich des Disney-Films White Fang (1991).

2. April 2024

Die Hölle von Manitoba (1965)

Alternativtitel: Die weiße Hölle von Manitoba · Regie: Sheldon Reynolds · Drehbuch: Edward Di Lorenzo, Fernando Lamas, F. X. Toole · Musik: Angel Arteaga · Kamera: Federico G. Larraya · Schnitt: Teresa Alcocer, Roberto Cinquini · Produktion: CCC, Midega Film.

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Nachdem Atze Brauner aus schierer Verzweiflung darüber, nicht mehr Karl-May-Stoffe verfilmen zu können, 1964 sogar Freddy Quinn in den Wilden Westen geschickt hatte, schien ihm im Jahr darauf endlich das Glück zu winken: Pierre Brice und Lex Barker standen ihm beide für einen Film zur Verfügung, wenn auch in Nicht-May-Rollen.

In Glory City soll der Jahrestag der Stadtgründung mit einem Zweikampf gefeiert werden: Zwei Revolverhelden treten gegeneinander an, dem Sieger winkt ein Preisgeld. Es gibt nur ein Problem: Reese (Pierre Brice) hat einen der Kontrahenten erschossen. Also macht er sich auf den Weg, den Platz des Toten einzunehmen. Im Nachbarkaff Powder City schwelt unterdessen ein Konflikt zwischen zwei Ranchern. Seth Grande (George Rigaud) hat sein Land für die Besiedelung durch Homesteader geöffnet. Jack Villaine (Gérard Tichy) hält gar nichts von diesem neumodischen Unsinn und setzt seine sieben Pistoleros (u.a. Aldo Sambrell) auf Grande an.

Als Reese in Powder City eintrifft, um dort auf den Tag des Zweikampfs zu warten, verbreitet sich das Gerücht, er sei von Grande zu seinem Schutz angeheuert worden. Da Reese verschiedene Zusammenstöße mit Villaine und seinen Pistoleros hat, schlägt er sich auch tatsächlich auf Grandes Seite. Deutlich zurückhaltender ist Brenner (Lex Barker), der zweite Wettbewerber. Ihn verbindet eine unglückliche vergangene Liebesgeschichte mit Grandes Tochter Jade (Marianne Koch). In der Gegenwart dient Jade Villaine als Sekretärin/Geliebte, in der Hoffnung, so ihren Vater schützen zu können. Schließlich trifft auch Brenner die Entscheidung, es mit Villaine aufzunehmen. So kommt es, dass Reese und Brenner, die sich in wenigen Tagen in einem Kampf auf Leben und Tod gegenüber stehen sollen, jetzt Seite and Seite kämpfen.

Laut IMDb lief der Film in Österreich unter dem Titel Die weiße Hölle von Manitoba im Kino, offenbar in der Annahme, dass in einem in Kanada spielenden Streifen tiefer Schnee liegen müsste. Weit gefehlt, im Film ist keine einzige Schneeflocke zu sehen. Das wäre auch schwer möglich gewesen, denn die Dreharbeiten fanden im Frühjahr ’65 in Spanien statt. Tatsächlich habe ich die Vermutung, dass die Macher*innen dieses Films rein zufällig auf den Namen gekommen sind – und sich nicht viel dabei gedacht haben. Womöglich nahmen sie an, dass Manitoba in den USA liegt? Irgendwelche Hinweise auf Kanada als Handlungsort sind mir jedenfalls nicht aufgefallen.

Die Hölle von Manitoba ist ein vor sich hin plätschernder Film, der mit Actionszenen sehr sparsam umgeht. Brice und Barker (aber insbesondere Brice) machen den Eindruck, als seien sie erleichtert, mal nicht Winnetou und Shatterhand spielen zu müssen. Andererseits wirken sie aber auch nicht so, als seien sie hier mit vollem Einsatz bei der Sache, sondern spielen ihre Rollen eher auf routiniert-beiläufige Weise. Barker bekommt ein paar Szenen, in denen innere Konflikte angedeutet werden. Brice bleibt dagegen weitgehend in der generischen Rolle des mysteriösen, ironisch lächelnden Revolvermanns aus der Fremde.

Rigaud und Tichy machen einen ganz ordentlichen Job als verfeindete Rancher mit sprechenden Namen. Am interessantesten (interessanter auch als die beiden männlichen Hauptrollen) ist Marianne Koch. Als Jade lässt sie sich auf den Ekelsack Villaine ein, um das Leben ihres Vaters zu retten. Der heißt ihr Verhalten natürlich nicht gut, bittet sie am Ende aber immerhin um Verzeihung für seine Verständnislosigkeit. Zugleich muss Jade auch noch damit  klarkommen, dass ihr Ex-Lover Brenner wieder da ist. Gar nicht so einfach. Kein Wunder, dass Jade öfter zu sehen ist, wie sie mit dem Barkeeper Charly (Wolfgang Lukschy) zusammensitzt und zur Beruhigung einen Whisky kippt.

Neben Koch und Lukschy sind mit Aldo Sambrell und Antonio Molino Rojo noch zwei weitere Mitglieder des Casts von Für eine Handvoll Dollar zu sehen. Da Leones Film in den USA erst 1966 in den Kinos lief, bekam das dortige Publikum Koch zuerst in Die Hölle von Manitoba zu sehen. Was nicht das schlechteste ist. Denn während Für eine Handvoll Dollar verdientermaßen zum Klassiker und Die Hölle von Manitoba vergessen wurde, ist es doch so, dass Marianne Koch in diesem Film redet und Agency hat, während sie in jenem völlig in der Opferrolle bleibt, vom Protagonisten gerettet werden muss und dabei kaum ein Wort sagen darf. Der Kontrast ist auffällig. Und Koch ist es, die Die Hölle von Manitoba ein Stück weit sehens- und erinnernswert macht.

Kameramann Federico Larraya filmt gern Alltagsszenen und scheinbar bedeutungslose Details (z.B. eine Frau, die den Boardwalk fegt; ein Kind, das mit einer Marionette spielt). Gelegentlich experimentiert er mit ungewöhnlichen Perspektiven. Richtig austoben kann er sich beim Fotografieren der antiklimaktisch erzählten Schlussszene mit dem Schaukampf, in der die nach Blut lechzenden Bürger*innen von Glory City sich auf den Balkons und Straßen drängen.

Bemerkenswert ist auch, dass Die Hölle von Manitoba komplett darauf verzichtet, die Formel der Karl-May-Filme zu kopieren. Die Idee, dass eine Stadt ihren Jahrestag mit einem blutigen Gladiatorenkampf feiert, könnte kaum weiter weg davon sein. Einzig die Tatsache, dass Lex Barker auch hier keinen Hut trägt, lässt sich als Anspielung auf seine Shatterhand-Rolle verstehen.

Insgesamt hinterlässt Die Hölle von Manitoba den Eindruck eines Films, der unentschlossen bleibt. Er will sichtlich ein konventioneller Western mit konventionellen Themen (Konflikt zwischen zwei Ranchern, Partnerschaft zweier ungleicher Revolverhelden) sein. Andererseits kommt er mit ›ungewöhnlichen‹ Elementen daher, die den revisionistischen Einfluss von Filmen wie Invitation to a Gunfighter (1964) vermuten lassen. Man weiß nicht so recht, wie man sich diesen Film ansehen soll, auf welcher Seite der Schwerpunkt liegt, denn keine von beiden wird konsequent durchgespielt. Eine stärkere Regie hätte vielleicht für eine Entscheidung sorgen können. Aber so oder so: Wegen Marianne Koch habe ich Die Hölle von Manitoba nicht ungern gesehen.

26. Februar 2024

Die Flußpiraten vom Mississippi (1963)

Regie: Jürgen Roland · Drehbuch: Werner P. Zibaso · Musik: Willy Mattes · Kamera: Rolf Kästel · Schnitt: Herbert Taschner · Produktion: Rapid-Film.

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Friedrich Gerstäckers Romane Die Regulatoren in Arkansas (1846) und Die Flußpiraten des Mississippi (1847) gehören zu den besten frontier-Erzählungen in deutscher Sprache. Das liegt einerseits daran, dass Gerstäcker die Schauplätze aus eigener Anschauung kannte (er schrieb beide Bücher nach einem sechsjährigen Aufenthalt in Nordamerika), andererseits daran, dass sie sich einer allzu schlichten Gut-Böse-Dichotomie entziehen. Tatsächlich wären die Romane mit ihrer großen Anzahl von Charakteren und ineinander verwobenen Handlungssträngen hervorragendes Material für eine mit kreativen Köpfen (und dem passenden Budget) ausgestattete Fernsehserie. Es ist fast zu bedauern, dass Gerstäcker nicht in den USA blieb und so möglicherweise als englischsprachiger Autor zu Bekanntheit gekommen wäre ... dann wäre ein solches Projekt zumindest im Bereich des Möglichen gewesen.

So darf man zwar träumen, die Verfilmung beider Romane durch den Produzenten Wolf C. Hartwig hat aber mit Gerstäckers Qualitäten als Schriftsteller wenig zu tun. Sie hängt allein mit dem Erfolg von Der Schatz im Silbersee (1962) zusammen, der die westdeutsche Filmindustrie auf eine hektische Suche nach mehr (und vorzugsweise urheberrechtsfreiem) Wildwest-Material schickte. Vom Lokalkolorit der Vorlage lässt sie kaum etwas übrig.

Flusspirat*innen, angeführt von Kapitän Kelly (Horst Frank) überfallen auf dem Mississippi ein Floß und ermorden Mary (Sinja Jerin), die Verlobte des jungen Backwoods-Farmers James Lively (Hansjörg Felmy). Als nächstes rauben sie die Bank in Helena, Arkansas aus und schießen dabei den Sheriff (Janez Vrhovec) über den Haufen. James lässt sich zum neuen Sheriff ernennen. Seinen Freund Tom Quincy (Brad Harris) macht er zum Deputy. Gemeinsam wollen sie es mit den Flusspirat*innen aufnehmen.

Die planen unterdessen ihren größten Coup: Sie wollen den Postdampfer Van Buren kapern, die Stadt überfallen und anschließend mit dem Dampfer in den Golf von Mexiko abhauen. Die Cherokee-Krieger des Häuptlings Schwarzer Adler (Tony Kendall) sollen ihnen dabei helfen. Schwarzer Adler ist eigentlich mit James Lively befreundet, lässt sich aber durch die Lügen der Flusspiraten gegen ihn einnehmen. James, Tom und Schwarzer Adlers Schwester Wichita (Barbara Simon) versuchen, das Komplott zu verhindern.

Aus der komplexen Story von Gerstäckers Roman ist eine simple Geschichte nach dem Vorbild der Karl-May-Verfilmungen geworden: Böse Weiße hetzen Indigene gegen gute Weiße auf, die Helden schreiten im letzten Moment ein und es gibt ein Happy End. Während bei Gerstäcker die Bande der Flusspirat*innen Kompliz*innen bis in die gute Gesellschaft hinein hat, setzt der Film weitgehend auf die Gegenüberstellung von braven Bürgersleuten auf der einen und Outlaws auf der anderen Seite. Grautöne gibt es nur wenige. Bemerkenswert ist die Häuptlingsschwester Wichita. Diese Figur, die im Buch ebenso wenig vorkommt wie die anderen Cherokee, sorgt für ein paar Überraschungen in der sonst vorhersehbaren Handlung. Nicht nur, dass sie gegen den Willen ihres Bruders die Pläne der Flusspiraten durchkreuzen will – als ihr verräterischer weißer Liebhaber (Dan Vadis) sie zurückzuhalten versucht, führt sie ihn in einer amüsant-trashigen Szene kurzerhand in einen Sumpf und lässt ihn dort ertrinken.

Von dieser Ausnahme abgesehen, überwiegen in der Verfilmung die Verschlimmbesserungen. Die Handlung wird aus den 1840er Jahren in die Zeit nach dem Bürgerkrieg verlegt. Die Cherokee werden als in Tipis lebende Pferdenomad*innen nach Art der Great-Plains-Stämme dargestellt, was mit ihrer tatsächlichen Kultur wenig zu tun hat. Eher peinlich auch die Auflösung des Konflikts, die der Film präsentiert: Schwarzer Adler erhält ein Dokument der US-Regierung, das den Cherokee die Unverletzlichkeit ihres Landes garantiert. In Wirklichkeit war es mit dem Versprechen eines »permanent homeland«, das die Regierung den Cherokee 1866 gab, nicht weit her. Ende der 1880er Jahre wurde das Land von Präsident Grover Cleveland zur Besiedelung durch Weiße freigegeben.

Natürlich ist das der verbreiteten Naivität des Euro-Westerns der frühen sechziger Jahre geschuldet. Bei solchen Filmen, die in einem vagen, ahistorischen Wilden Westen irgendwo zwischen den Great Plains, den Rocky Mountains und der mexikanischen Grenze angesiedelt sind, fällt so etwas auch gar nicht weiter auf. Nur ist Gerstäckers Roman im Gegensatz dazu ein zeitgenössisches Werk, dass in den 1840er Jahren in Arkansas am Ufer des Mississippi spielt und in dieser Zeit auch geschrieben und veröffentlicht wurde. Wird der dadurch gesetzte historische Kontext ignoriert, ist die Fallhöhe entsprechend groß.

Das gilt übrigens auch für den Drehort. Nicht anders als die meisten Karl-May-Filme entstand Die Flußpiraten vom Mississippi in Jugoslawien. Für den Mississippi muss der Save im heutigen Slowenien und Kroatien einstehen. Dabei strapaziert es arg die Glaubwürdigkeit, dass dieser idyllisch durch Karstlandschaften plätschernde Fluss der gewaltige Old Man River sein soll.

Wolf C. Hartwig, der später als Produzent der Schulmädchen-Report-Flicks zu zweifelhaftem Ruhm kam, schob den Flußpiraten noch zwei Filme nach: 1964 Die Goldsucher von Arkansas (als Verfilmung von Die Regulatoren in Arkansas, die sich noch weniger an der Romanvorlage orientiert) und 1965 Die schwarzen Adler von Santa Fe. Letzterer basierte nicht mehr auf dem Werk Gerstäckers, aber Tony Kendall tritt in ihm ein zweites Mal in der Rolle des Schwarzen Adler auf.

16. April 2022

Freddy und das Lied der Prärie (1964)

Regie: Sobey Martin · Drehbuch: Gustav Kampendonk · Musik: Lotar Olias · Kamera: Siegfried Hold · Schnitt: Walter Wischniewsky · Produktion: CCC.

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Der Farmer Ted Daniels (Josef Albrecht) wird von Unbekannten ermordet. Black Bill, ein geheimnisvoller Revolverheld, folgt der Spur der Mörder ins Städtchen Moon Valley. Teds Tochter Anita (Beba Lončar) macht sich auf eigene Faust ebenfalls nach Moon Valley auf. Da der dortige Sheriff (Carlo Croccolo) im dauernden Alkoholrausch nichts auf die Reihe kriegt, nimmt sie unter falschem Namen die Stelle des Deputies an. So hofft sie, das Verbrechen an ihrem Vater aufklären zu können.

Niemand ahnt, dass Black Bill kein anderer als der knödelnde Schlagersänger Freddy aus Österreich ist. Im Saloon von Moon Valley bewundert er seine Kollegin Olivia (Mamie Van Doren), die ein Liedchen mit folgendem Text trällert:

Ick dick lieben
Doo mick lieben
Morgen vorbei

Freddy ist davon sehr angetan – kein Wunder, ist Österreich doch das Heimatland der Konkreten Poesie. Leider ist Olivia mit dem Saloonbesitzer Steve Perkins (Rik Battaglia) verlobt, und Perkins hat in Moon Valley unangefochten das Sagen.

Es ist wohl kein arger Spoiler, wenn ich an dieser Stelle verrate, dass Perkins (wie Freddy ja auch) ein Doppelleben führt: Tagsüber ist er Moon Valleys angesehenster Bürger, nachts ist er das Oberhaupt der Banditen, die den Mord an Farmer Daniels auf dem Gewissen haben. Allzu subtil geht es dabei nicht zu, denn die Banditen lungern, wenn sie nicht gerade Perkins’ kriminelle Aufträge ausführen, ständig in seinem Saloon herum und gucken böse.

Freddy braucht dennoch erstaunlich lange, um das Rätsel zu lösen. Das mag daran liegen, dass er keine Gelegenheit auslässt, eine Schnulze anzustimmen, und entsprechend wenig Zeit für die Banditenjagd hat. Anita Daniels wäre da schon eher in einer geeigneten Position, aber sie muss regelmäßig aus der Handlung verschwinden und Platz machen für Old Joe (Otto Waldis), Buck (Ulrich Hüls) und Harry (Klaus Dahlen), drei ziemlich schlappe Witzfiguren, die Freddy auf dem Weg nach Moon Valley aufgabelt und nicht mehr los wird.

Freddy und das Lied der Prärie segelte im Kielwasser der Karl-May-Filme. Bekanntlich hatte Atze Brauners CCC im Vergleich zu Horst Wendlandts Rialto Film dabei den kleineren Teil des Kuchens abbekommen. Deshalb sah Brauner sich nach Möglichkeiten um, über die May-Vorlagen hinaus Western realisieren zu können, und kam unglücklicherweise auf Freddy mit seinem Schnulzenbariton.

Gedreht wurde natürlich in Jugoslawien, unter Verwendung von Kulissen, die für den kurz zuvor entstandenen Film Old Shatterhand errichtet worden waren. In Nebenrollen sind diverse bekannte Gesichter aus den May-Filmen zu sehen (z.B. Vladimir Medar, Mirko Boman), und sogar die Kostüme stammen von Irms Pauli, die sonst Pierre Brice und Lex Barker einkleidete.