Regie: Lesley Selander · Drehbuch: Sherman Lowe · Musik: Wilbur Sampson · Kamera: Russell Harlan, Harry Malcolm · Schnitt: Alex Ezard · Produktion: Allied Australian Films.
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Privatdetektiv Tex Kinnane (Jock Mahoney) hat erfolgreich einen Fall gelöst und freut sich auf Urlaub. Sein Chef lobt ihn sehr – das hätte ihn eigentlich misstrauisch machen müssen. Denn schon ist der Urlaub gestrichen und Tex bekommt sofort einen neuen Auftrag: Er soll sich aus dem heimatlichen Kalifornien nach Australien einschiffen und einen Gangster namens John Spengler (Douglass Dumbrille) aufspüren, der die australischen Goldfelder unsicher macht.
In Australien angekommen, heuert Tex bei einer Postkutschenlinie an, die regelmäßig Gold transportiert. Mit seinem Kutscherkollegen Baldy Muldoon (Alec Kellaway) begibt er sich in die Prospektorensiedlung Gold Star. Unterwegs findet er ein junges Känguru und schleppt es mit, weshalb er den Spitznamen Kangaroo Kid erhält.
Im Pub von Gold Star, den Baldys Frau Ma Muldoon (Haydee Seldon) betreibt, legen ein paar Bogans sich mit Tex an, und es fliegen die Fäuste. Da er in Wildwestmanier mit dem Revolver im Gürtel herumläuft, erhält er eine Gefährderansprache von Polizei-Sergeant Jim Penrose (Guy Doleman), der ihn warnt, dass Australien nicht Kalifornien ist. Beim nächsten Postkutschenüberfall wird Tex k.o. geschlagen und im Busch ausgesetzt, wo er von Penrose und einem indigenen Fährtenleser (Clarrie Woodlands) gefunden wird. Der Sergeant verdächtigt Tex, mit den Banditen unter einer Decke zu stecken.
Tex ist klar, dass die Bushranger ihn nur deshalb nicht getötet haben, um ihn als Mittäter dastehen zu lassen. Doch einen Vorteil hat er: Er weiß, dass der Anführer der Banditen ein Amerikaner ist, der unter falschem Namen in der Stadt lebt. Nur welcher? In Gold Star gibt es mehrere emigrés aus Yankeeland, die in Frage kommen – darunter auch Penrose’ Schwiegervater in spe (Alan Gifford) ...
Die Brüder Tom und Alec McCreadie, die den Film produzierten, bewarben ihn als den ersten australischen Film, für den gleich mehrere amerikanische Stars engagiert worden seien. Dem Hauptdarsteller das Star-Etikett anzuhängen, war ein wenig geschwindelt, denn Mahoney hatte 1950 seine Karriere noch vor sich.¹ Dank Veda Ann Borg als leading lady, die im Pub der Muldoons kellnert, und dem Charakterdarsteller Douglass Dumbrille sind aber immerhin zwei recht bekannte Gesichter aus Hollywood dabei.
Was die Handlung und die Rollenverteilung angeht, erinnert The Kangaroo Kid stark an einen amerikanischen B-Western: Da ist die gattungstypische Mischung aus Wildwest- und Krimi-Elementen, die sichtlich als Serienstar angelegte Hauptfigur. Und da ist, besonders wichtig, der Antagonist mit der falschen Identität. Mit Lesley Selander (bekannt für seine Streifen mit Hopalong Cassidy, dem Red Ryder und anderen Serienhelden) führte zudem ein Veteran des B-Westerns Regie.
So kann man den Eindruck gewinnen, dass The Kangaroo Kid sich eher an ein internationales als ein australisches Publikum richtet. Dazu passt auch, dass Selander viel mit Archivaufnahmen arbeitet, die australische Fauna wie Kängurus, Koalas und sogar ein Schnabeltier zeigen und dem Publikum von den Filmfiguren ›erklärt‹ werden. So erläutert etwa Baldy Muldoon (zoologisch nicht ganz gefestigt), dass Koalas die Bären Australiens seien. Für ein internationales Publikum der fünfziger Jahre sind solche Szenen ein interessanter novelty-Effekt, aber für australische Kinogänger*innen? Wohl eher nicht.²
Man muss The Kangaroo Kid wohl als den in den australischen Busch verpflanzten B-Western nehmen, der er ist, und nicht mehr oder anderes von ihm erwarten. Dann ist er sogar recht unterhaltsam. Die McCreadies planten noch zwei weitere Kangaroo-Kid-Streifen, die gleich im Anschluss gedreht werden sollten. Dazu kam es aber nicht, und nur wenige Jahre später zog das Brüderpaar sich ganz aus dem Filmgeschäft zurück.
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¹ Zwar war er schon in einigen Filmen aufgetreten, aber hauptsächlich als Stuntman.
² Man stelle sich zum Vergleich einen US-Western vor, in dem eigens erklärt wird, was Mustangs, Bisons und Grizzlys sind.