16.4.22

Freddy und das Lied der Prärie (1964)

Regie: Sobey Martin · Drehbuch: Gustav Kampendonk · Musik: Lotar Olias · Kamera: Siegfried Hold · Schnitt: Walter Wischniewsky · Produktion: CCC Filmkunst.

Der Farmer Ted Daniels (Josef Albrecht) wird von Unbekannten ermordet. Black Bill, ein geheimnisvoller Revolverheld, folgt der Spur der Mörder ins Städtchen Moon Valley. Teds Tochter Anita (Beba Lončar) macht sich auf eigene Faust ebenfalls nach Moon Valley auf. Da der dortige Sheriff (Carlo Croccolo) im andauernden Alkoholrausch nichts auf die Reihe kriegt, nimmt sie unter falschem Namen die Stelle des Deputies an. So hofft sie, das Verbrechen an ihrem Vater aufklären zu können.

Niemand ahnt, dass Black Bill kein anderer als der knödelnde Schlagersänger Freddy aus Österreich ist. Im Saloon von Moon Valley bewundert er seine Kollegin Olivia (Mamie Van Doren), die ein Liedchen mit folgendem Text trällert:

Ick dick lieben
Doo mick lieben
Morgen vorbei

Freddy ist davon sehr angetan – kein Wunder, ist Österreich doch das Heimatland der Konkreten Poesie. Leider ist Olivia mit dem Saloonbesitzer Steve Perkins (Rik Battaglia) verlobt, und Perkins hat in Moon Valley unangefochten das Sagen.

Es ist wohl kein arger Spoiler, wenn ich an dieser Stelle verrate, dass Perkins (wie Freddy ja auch) ein Doppelleben führt: Tagsüber ist er Moon Valleys angesehenster Bürger, nachts ist er das Oberhaupt der Banditen, die den Mord an Farmer Daniels auf dem Gewissen haben. Allzu subtil geht es dabei nicht zu, denn die Banditen lungern, wenn sie nicht gerade Perkins’ kriminelle Aufträge ausführen, ständig in seinem Saloon herum und gucken böse.

Freddy braucht dennoch erstaunlich lange, um das Rätsel zu lösen. Das mag daran liegen, dass er keine Gelegenheit auslässt, eine Schnulze anzustimmen, und entsprechend wenig Zeit für die Banditenjagd hat. Anita Daniels wäre da schon eher in einer geeigneten Position, aber sie muss regelmäßig aus der Handlung verschwinden und Platz machen für Old Joe (Otto Waldis), Buck (Ulrich Hüls) und Harry (Klaus Dahlen), drei ziemlich schlappe Witzfiguren, die Freddy auf dem Weg nach Moon Valley aufgabelt.

Freddy und das Lied der Prärie segelte im Kielwasser der Karl-May-Filme. Bekanntlich hatte Atze Brauners CCC im Vergleich zu Horst Wendlandts Rialto Film dabei den kleineren Teil des Kuchens abbekommen. Deshalb sah Brauner sich nach Möglichkeiten um, über die May-Stoffe hinaus Western realisieren zu können, und kam unglücklicherweise auf Freddy mit seinem Schnulzenbariton.

Gedreht wurde natürlich in Jugoslawien, unter Verwendung von Kulissen, die für den kurz zuvor entstandenen Film Old Shatterhand errichtet worden waren. In Nebenrollen sind diverse bekannte Gesichter aus den May-Filmen zu sehen (z.B. Vladimir Medar, Mirko Boman), und sogar die Kostüme stammen von Irms Pauli, die sonst Pierre Brice und Lex Barker einkleidete.

10.4.22

Jonah Hex (2010)

Regie: Jimmy Hayward · Drehbuch: Mark Neveldine, Brian Taylor · Musik: Marco Beltrami · Kamera: Mitchell Amundsen · Schnitt: Tom Lewis, Fernando Villena · Produktion: Legendary Pictures.

Was für ein Mist.

7.3.22

Bandidas (2006)

Regie: Joachim Rønning, Espen Sandberg · Drehbuch: Luc Besson, Robert Mark Kamen · Musik: Eric Serra · Kamera: Thierry Arbogast · Schnitt: Frédéric Thoraval · Produktion: 20th Century Fox.

Tyler Jackson (Dwight Yoakam) reist im Auftrag der Capital Bank and Trust von New York nach Mexiko, um deren Fusion mit der Bank von Don Diego Sandoval (Ismael Carlo) abzuschließen. Anschließend wird Don Diego von dem skrupellosen Jackson vergiftet. Die Schuldner der Bank werden fortan von Jackson und seinen Pistoleros terrorisiert. Unter ihnen ist auch der Vater von María Alvarez (Penélope Cruz), der von den Pistoleros angeschossen und für tot liegen gelassen wird. María beschließt, aus Rache die Bank zu überfallen.

Don Diegos Tochter Sara (Salma Hayek) hat die gleiche Idee, und so überfällt sie zur selben Zeit die selbe Bank. Beide erweisen sich dabei als blutige Anfängerinnen, doch der Priester Pablo (José María Negri) hat eine Idee: Revolverheld Bill Buck (Sam Shepard) vertraute ihm bei der letzten Beichte an, erfolgreich 37 Banken ausgeraubt zu haben. Und so machen die Bäuerin María und die Bankierstochter Sara bei Buck eine Lehre als Bankräuberinnen. Marías Streitlust und Saras Hochnäsigkeit zum Trotz werden sie ein gutes Team.

Bandidas wurde von dem üblichen Team um Luc Besson realisiert, das vom Soundtrack (Eric Serra) bis zur Kamera (Thierry Arbogast) so ziemlich alles übernahm. Lediglich auf dem Regiestuhl nahm nicht Besson selber Platz, sondern überließ ihn dem für Auftragsarbeiten bekannten Duo Rønning–Sandberg aus Norwegen. Die Grundidee für den Film stammt natürlich aus Louis Malles Klassiker Viva Maria!, dessen politischer Subtext hier allerdings weitgehend verloren ging.

Der fiese Spekulant, der braven Farmer*innen ihr Land abluchst, um es gewinnbringend an die Eisenbahn zu verkaufen, ist eins der verbreitetsten Western-Motive überhaupt. Und Dwight Yoakam gibt in dieser Rolle (obwohl er in einer langen Tradition schauspielernder Country-Sänger steht) leider keinen sehr formidablen Schurken ab. Auch sonst gibt Bandidas in vieler Hinsicht wenig her. Die Haupthandlung um María und Sara wird mit diversen Albernheiten ausgepolstert. So taucht nach einer Weile Steve Zahn als New Yorker Kriminalist auf, der den Mord an Saras Vater aufklären soll und unweigerlich zum love interest der beiden Bankräuberinnen wird – einen überflüssigeren Charakter habe ich selten gesehen.

Was den Film rettet (und in gewisser Weise sehenswert macht), sind die Hauptdarstellerinnen. Cruz und Hayek wirken, als ob sie den Spaß ihres Lebens hätten, und es macht Spaß, ihnen dabei zuzuschauen. Auch Sam Shepard hat sichtlich Vergnügen an seiner Rolle.

Im Unterschied zu Dutzenden von Filmen, die in Mexiko spielen, wurde Bandidas übrigens tatsächlich in Mexiko gedreht. Der dadurch vorhandene Realitätseffekt wird leider ein Stück weit zunichte gemacht durch die Aufmachung von Jacksons henchmen. Die sind so sorgfältig auf stoppelig, verschwitzt und staubig getrimmt, dass man es sofort als Kostümierung durchschaut. Ich sehne mich nach der Spaghetti-Hochzeit zurück, als die Darsteller*innen noch auf sehr authentische Weise unrasiert, dreckig und zerlumpt waren.

20.2.22

September Dawn (2007)

Regie: Christopher Cain · Drehbuch: Christopher Cain, Carole Whang Schutter · Musik: William Ross · Kamera: Juan Ruiz Anchía · Schnitt: Jack Hofstra · Produktion: Black Diamond Pictures.

Im Jahr 1857 überfielen im Süden Utahs mormonische Milizionäre den Wagentrek der Baker-Fancher-Gesellschaft und ermordeten 120 Siedler*innen. Der Trek, benannt nach seinen Anführern John Twitty Baker und Alexander Fancher, kam aus Arkansas und war auf dem Weg nach Kalifornien. Die von der Überquerung der Rocky Mountains erschöpften Siedler*innen hatten wahrscheinlich gehofft, Utah schnell und unauffällig durchqueren zu können.

Jedoch hatten sie nicht mit der paranoiden und gewalttätigen Stimmung gerechnet, die zu dieser Zeit die mormonische Bevölkerung Utahs erfasst hatte. Man erwartete dort täglich eine großangelegte Invasion der US-Armee, seit Präsident Buchanan angekündigt hatte, mit militärischen Mitteln gegen die Institution der »plural marriage« vorgehen zu wollen. Mormonische Polygamie sorgte in der Tat für Empörung in weiten Kreisen der US-Gesellschaft. Buchanans Gründe für die Wendung gegen die Heiligen der letzten Tage waren allerdings ziemlich durchsichtig: Er wollte damit (erfolglos) vom Konflikt um die Sklaverei ablenken, der sich täglich zuspitzte und wenige Jahre später im Bürgerkrieg mündete.

Obwohl die befürchtete Invasion Utahs auf sich warten ließ, verknüpfte die Angst davor sich unter den Mormon*innen mit apokalyptischen Vorstellungen. Und Brigham Young, der sowohl Gouverneur von Utah als auch Oberhaupt der mormonischen Kirche war, goss zusätzlich Öl ins Feuer, indem er zu jeder Gelegenheit seine Lehre vom »blood atonement« verkündete: Manche Sünden seien so schwerwiegend, erklärte er, dass sie nur gesühnt werden könnten, indem man das Blut der Sünder*innen vergieße. Diese Lehre ließ sich nur zu leicht als Freibrief zur Gewalt gegen alle Nichtmormon*innen verstehen.

Die Baker-Fancher-Gesellschaft platzte mitten in diese aufgeheizte Situation hinein. In Utah gingen Gerüchte um, der Wagentrek führe große Reichtümer mit sich. Mormonische Würdenträger überredeten eine Gruppe von Paiute-Indigenen, den Trek zu überfallen. Die mormonische Miliz würde ihnen dabei helfen. Aus Sicht der Paiute war die US-Regierung im Vergleich zu den Mormon*innen wahrscheinlich das größere Übel. Allerdings nutzten die Milizionäre die Paiute auf hinterhältige Weise aus. Sie verkleideten sich vor dem Überfall als Indigene, um die Verantwortung für die Bluttat allein den Paiute in die Schuhe schieben zu können.

Der erste Überfall fand am 7. September statt. Verkleidete Milizionäre unter dem Befehl von John D. Lee, Brigham Youngs Adoptivsohn, griffen die Siedler*innen im Verbund mit einer kleinen Zahl Paiute an. Der Überfall wurde zurückgeschlagen, aber den Siedler*innen war klar, dass sie umzingelt waren. Am 11. September, als die Lebensmittel bereits knapp wurden, erschien Lee mit weißer Flagge im Lager und erklärte, er habe mit den »hostile Indians« verhandelt. Er versprach den Siedler*innen freies Geleit. Ihre Waffen, Pferde und Wagen müssten sie allerdings zurücklassen. Die Siedler*innen durchschauten Lees Spiel vermutlich, aber ausgehungert, wie sie waren, blieb ihnen keine andere Wahl. Kaum hatten sie ihr Lager unbewaffnet und zu Fuß verlassen, wurden die Männer der Gesellschaft aus nächster Nähe per Kopfschuss ermordet. Anschließend fielen Lees Milizionäre über die Frauen und Kinder her und schlachteten sie mit Messern und Gewehrkolben förmlich ab.

Nur Kinder unter fünf Jahren wurden am Leben gelassen und mormonischen Familien übergeben. Der US-Regierung gelang es später, diese Kinder zu identifizieren und ihren Verwandten zurückzugeben. Davon abgesehen, hatte das Massaker kaum Konsequenzen. Die mormonische Führung leugnete zunächst jede Beteiligung: Die Siedler*innen seien von den Paiute ermordet worden. Später schob man John D. Lee (im Film mit der überzeugendsten Darbietung: Jon Gries) die alleinige Verantwortung zu. Als einziger Beteiligter an dem Massaker wurde er vor Gericht gestellt, zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Bis heute gibt es eine Kontroverse darüber, ob Brigham Young persönlich Mitverantwortung für das Massaker trug. Die mormonische Kirche präsentiert zu seiner Entlastung einen von ihm geschriebenen Brief – der allerdings ziemlich doppeldeutig formuliert ist. Man kann ihn auch als verklausulierte Aufforderung lesen, sich beim Überfall auf den Trek bloß nicht erwischen zu lassen. Denn es ist doch eher unwahrscheinlich, dass Young, der Utah mit eiserner Faust regierte, von den Machenschaften seines eigenen Adoptivsohns nichts gewusst haben will.

Christopher Cains Film September Dawn stellt Young, gespielt von Terence Stamp, recht eindeutig als für die Bluttat verantwortlich dar. Die Siedler*innen zeigt er als so naiv und vertrauensselig, dass es die Glaubwürdigkeit strapaziert. Aber mit der Glaubwürdigkeit hat September Dawn es ohnehin nicht so. Der Film wird seiner ernsten Thematik an keiner Stelle gerecht.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die Pastorentochter Emily (Tamara Hope), die dem Baker-Fancher-Trek angehört und sich in den Pferdeflüsterer Jonathan (Trent Ford), einen jungen Mormonen, verliebt. Jonathan erwidert ihre Gefühle und gerät deshalb in Konflikt mit seinem Vater (Jon Voight), der als mormonischer Bischof eine treibende Kraft bei dem Anschlag auf den Siedler*innen ist.

Nicht nur diese Liebesgeschichte, sondern die komplette Filmhandlung wird mit einem Ausmaß an Overacting dargestellt, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen habe. Der unfreiwillig komische Eindruck, der dadurch erzeugt wird, verstärkt sich noch durch die Erzählweise des Films. Zahlreiche oft unmotivierte Vor- und Rückblenden machen September Dawn zu einer ziemlich verwirrenden Angelegenheit. Hinzu kommt die Synchronisation, die auf einer sprachlich unterirdischen Übersetzung beruht und von Sprecher*innen vorgetragen wird, die unter dem Einfluss sedierender Medikamente zu stehen scheinen.

Es ist angesichts der Tragik der historischen Ereignisse nicht wirklich angemessen, doch ich muss gestehen, dass ich den Film auf eine Weise unterhaltsam fand, die ganz sicher nicht intendiert ist. Aber es ist einfach so: September Dawn will dramatisch sein, herausgekommen ist lustiger Trash.

Natürlich versucht der Film trotz allem, ›relevant‹ zu sein. Es wird darin viel Aufhebens um den historischen Zufall gemacht, dass das Baker-Fancher-Massaker am 11. September stattfand. Wer denkt da nicht an den fatalen Anschlag auf das World Trade Center? Aber die mormonischen Milizionäre als Präfiguration heutiger Dschihadist*innen zu zeigen, funktioniert aus verschiedenen Gründen nicht. Zum einen ist der Dschihadismus ein internationales Phänomen, während die religiöse Gewalt, die der Mormonismus zur Zeit Youngs ausübte, ganz homegrown amerikanisch ist.

Zum anderen rechnet der Film nicht mit der historischen Ignoranz seines Publikums. Im 19. Jahrhundert waren die Mormon*innen Verfemte, die von der Mehrheitsgesellschaft Gewalt erfuhren und ihrerseits äußert gewaltsam zurückschlugen. Die zeitgenössische Abenteuerliteratur stellt mormonische Männer gern als heimtückische und erzkriminelle Mädchenhändler dar. (Einschlägige Beispiele sind Arthur Conan Doyles Study in Scarlet, Robert Louis Stevensons The Dynamiter und diverse Romane und Erzählungen von Karl May.) Heute dagegen gelten Mormon*innen als eine Stütze des weißen, konservativen Amerika, die sich nur durch einige skurrile Glaubensinhalte von ihren evangelikalen Geschwistern unterscheiden.

Was das historische Ambiente angeht, gibt sich September Dawn zwar durchaus korrekt. Brigham Young und den in einer Rückblende von Dean Cain dargestellten Joseph Smith lässt der Film zahlreiche Originalzitate sprechen. Gerade deshalb schlug dem Film aber ein gewisser Unglaube entgegen. Der Kontrast zwischen Youngs und Smiths authentischen Worten und dem heutigen Saubermann-Image der Latter Day Saints ist zu stark. Das zeigt sich deutlich an der Filmbesprechung von USA Today: Rezensent Michael Medved beschwert sich in schönster Offenheit, dass es doch viel besser gewesen wäre, einfach einen Film über (so wörtlich) »Islamo-Nazi killers« zu machen, statt historische Umwege zu gehen.

6.2.22

Bill il taciturno (1967)

Deutscher Titel: Django tötet leise / Django – Der lautlose Killer · Regie: Massimo Pupillo · Drehbuch: Renato Polselli · Musik: Berto Pisano · Kamera: Mario Parapetti · Schnitt: Lina Caterini, Marcello Malvestito · Produktion: Avis Film.

Revolverheld Bill (George Eastman) will die Familie Sanders besuchen, findet sie aber ermordet in ihrem Haus vor.

Was folgt, ist ein Film, der voll und ganz aus Versatzstücken früherer Spaghetti-Western zusammengestoppelt wurde: Es geht irgendwie um Waffenschmuggel und um Rache an Thompson (Luciano Rossi), der für die Sanders-Morde verantwortlich ist. Eine junge Frau (Liana Orfei) auf der Flucht vor Thompson agiert als Bills love interest. Die obligatorische mexikanische Bande, deren Anführer hier El Santo heißt und von Mimmo Maggio gespielt wird, tritt ebenfalls auf.

Wie wenig Wert auf Eigenständigkeit er legt, zeigt dieser Flick übrigens schon ganz am Anfang: Das Titellied ist ein dreistes Plagiat von Ennio Morricones Musik für Per un pugno di dollari. Überhaupt bedient Bill il taciturno sich bei der Dollartrilogie auf besonders freimütige Weise. Protagonist Bill ist ein Abklatsch des »Mannes ohne Namen«, so offensichtlich und einfallslos, wie ich es selten gesehen habe. Das geht bis in Details der Kleidung hinein: Clint Eastwood trägt in Für eine Handvoll Dollar eine Schaffellweste. Folgerichtig muss George Eastman hier eine Schaffelljacke tragen.

Zugegebenermaßen kommt kurzzeitig auch ein wenig Spannung auf, nämlich dann, wenn Luciano Rossi als jähzorniger Stadt-Tyrann Thompson seine ersten Auftritte hat. Bis dahin ist aber schon fast eine Stunde voller Vorhersehbarkeit vergangen.

Dem deutschen Filmverleih fiel dann auch nichts weiter ein, als den Protagonisten in Django umzubenennen. Das ist zwar schon weitaus besseren Streifen passiert, aber hier illustriert es die Austauschbarkeit des ganzen Machwerks auf unfreiwillig passende Weise.

3.2.22

C’è Sartana ... vendi la pistola e comprati la bara! (1970)

Deutscher Titel: Django und Sabata – Wie blutige Geier / Django – Die Gier nach Gold / Django – Schieß mir das Lied vom Sterben · Regie: Giuliano Carnimeo · Drehbuch: Tito Carpi · Musik: Francesco De Masi · Kamera: Stelvio Massi · Schnitt: Ornella Micheli · Produktion: Colt Produzioni Cinematografiche.

In C’è Sartana ... tritt zum ersten und einzigen Mal nicht Gianni Garko in der Hauptrolle auf, sondern George Hilton. Zudem bekommt Sartana einen Konkurrenten zugesellt, und zwar den aus Gianfranco Parolinis Filmen geklauten Sabata – hier allerdings nicht von Lee Van Cleef gespielt, sondern von Charles Southwood. 

Der deutsche Filmverleih, wie immer fest entschlossen, das Kinopublikum für dumm zu verkaufen, nahm den Besetzungswechsel zum Anlass, Sartana in Django umzutaufen. In der BRD lief der Film deshalb als Django und Sabata – Wie blutige Geier, später als Django – Die Gier nach Gold und (besonders originell) Django – Schieß mir das Lied vom Sterben. Aber zur Handlung.

Sartana beobachtet einen Überfall mexikanischer Banditen auf einen Goldtransport. Merkwürdigerweise nehmen die Outlaws das Gold nicht mit, sondern verminen den Wagen mit Dynamit. Kein Problem für Sartana: Er schleudert einfach seine Feldflasche in die Luft, schießt ein Loch hinein, und das herabspritzende Wasser löscht die Zündschnur. In den Goldsäcken, so stellt sich heraus, befindet sich nur Sand.

Als peon verkleidet verfolgt Sartana die Banditen nach Cementerio. Vor Ort angekommen, hilft er Maldita (Linda Sini), der Frau des Bandenchefs Mantas (Nello Pazzafini), vor ihrem tyrannischen Gatten zu fliehen. Zum Dank verrät sie ihm, dass der falsche Goldtransport aus der Minenstadt Appaloosa kam. Dorthin bricht Sartana nun auf.

In Appaloosa scheinen alle an dem verschwundenen Gold brennend interessiert zu sein: Auf der einen Seite die Saloonbesitzerin Trixie (Erika Blanc) und ihr Barkeeper Angelo (Aldo Barberito), auf der anderen Seite der Boss der Minengesellschaft Spencer (Piero Lulli) und seine rechte Hand Baxter (Carlo Gaddi). Sartana stürzt sich sofort in das Intrigenspiel, das er so liebt. Allerdings bekommt er einen Konkurrenten in Sabata, der dieses Spiel ebenso gut beherrscht ...

C’è Sartana ... erzählt mehr oder weniger die Story des ersten Films der Reihe noch einmal. Wieder geht es um einen Goldtransport, auf den ein fingierter Überfall verübt wird, und wieder will Sartana die Hintermänner aufspüren und sich das Gold unter den Nagel reißen. Neu ist, dass er mit Sabata die genretypische Figur des »ungewollten Partners« zur Seite gestellt bekommt.

Obwohl in diesem dritten Sartana-Film Altbekanntes erneut präsentiert wird, muss ich sagen, dass er mich bislang noch am ehesten von der Hauptfigur überzeugt. Anders als sein Vorgänger (und Nachfolger) Gianni Garko spielt George Hilton den Sartana mit einem gewissen Understatement. Der Kajalstrich um seine Augen lässt Hilton zudem unverschämt gut aussehen.

Im Vergleich zum reichlich schlappen zweiten Teil ist C’è Sartana ... deutlich dynamischer. Spaß macht vor allem Stelvio Massis verspielte Kameraarbeit.

Etwas versalzen wird die Suppe durch die Tatsache, dass der ›Sabata‹ dieses Films ein typischer Etikettenschwindel ist, wie man ihn aus dem Genre nur allzu gut kennt. Der echte, von Lee Van Cleef gespielte Sabata aus den Filmen Gianfrano Parolinis ist eine Weiterentwicklung der Figur des Colonel Mortimer (ebenfalls Van Cleef) aus Für ein paar Dollar mehr. Charles Southwoods ›Sabata‹ ist dagegen ein völlig anderer Charakter, ein jugendlicher Dandy, der einen hellen Anzug mit Strohhut trägt und einen Sonnenschirm mit sich führt. Wäre es denn wirklich zu viel verlangt, sich für diese augenscheinlich neue Figur einfach einen neuen, zu ihr passenden Namen auszudenken?

1.2.22

Il giorno del giudizio (1971)

Deutscher Titel: Tag der Vergeltung / Zeig mir das Spielzeug des Todes · Regie: Mario Gariazzo · Drehbuch: Mario Gariazzo · Musik: Ennio Morricone · Kamera: Alvaro Lanzoni · Schnitt: Mario Gariazzo · Produktion: Times Films.

Ein Kavallerist (Ty Hardin) kehrt aus den Indian Wars heim und findet sein Haus niedergebrannt vor. Seine Frau, eine Cheyenne (Rosalba Neri), und sein kleiner Sohn sind tot. Der Soldat, der den ganzen Film über namenlos bleibt, klaubt ein Blechspielzeug seines Sohnes aus den Trümmern und macht sich auf, Rache zu üben. Jedes Mal, wenn er einem der Mörder gegenüber steht, zeigt er ihm zunächst das Spielzeug.

Mario Gariazzo realisierte 1971 Acquasanta Joe mit Ty Hardin in der Hauptrolle. Dieser Film hier, der im gleichen Jahr erschien, macht stark den Eindruck, als habe Gariazzo einfach ein paar zusätzliche Szenen mit Hardin gedreht, um sie zu einem zweiten Film zusammenzustoppeln. Es handelt sich sichtlich um eine No-Budget-Produktion: Die Bilder sind unscharf oder verwackelt und ein Drehbuch scheint gar nicht vorhanden gewesen zu sein. Die Musik ist geklaut; es handelt sich um Ennio Morricones Score für I crudeli von Sergio Corbucci. Ty Hardin tarnt sich auf seinem Feldzug mit Hilfe diverser Kostüme – leider sieht er darin nicht wie ein finsterer Rächer aus, sondern eher wie eine Vogelscheuche.

Im merkwürdigen Kontrast dazu steht, dass sich für Il giorno del giudizio die bewährten Darsteller des Genres ein Stelldichein geben. Nahezu jede Rolle ist mit einem bekannten Gesicht besetzt. Es treten u.a. Craig Hill, Gordon Mitchell, Nando Poggi, Rick Boyd und Raf Baldassarre auf. Angesichts der Tatsache, dass dieser Film, nun ja, nicht viel ist, stellt man sich unwillkürlich vor, dass sie dem Regisseur zufällig über den Weg gelaufen sein müssen: »Ach, hallo Raf, du hier? Das trifft sich gut. Stell dich doch mal eben vor die Kamera ...«

Die deutsche Kinofassung wurde um etwa eine Viertelstunde gekürzt. Dabei ging man gerade so wie die Metzger*in mit dem Hackebeilchen vor. Mag sein, dass ich dem Film unrecht tue, weil ich ihn nicht in der vollständigen Version gesehen habe. Eher aber glaube ich, dass Il giorno del giudizio so oder so unübertroffen wirr und nachlässig erzählt ist.

30.1.22

Field of Lost Shoes (2014)

Deutscher Titel: North & South – Die Schlacht bei New Market · Regie: Sean McNamara · Drehbuch: Thomas Farrell, David M. Kennedy · Musik: Frederik Wiedmann · Kamera: Brad Shield · Schnitt: Jeff Canavan · Produktion: Tredegar FilmWorks.

Der alte Süden war das Land, in dem man gern tanzte und musizierte, sich gegenseitig half und freundlich zu Sklav*innen war – jedenfalls wenn man einem Film wie Field of Lost Shoes glauben schenkt. Es geht darin um die Schlacht bei New Market (1864), in der konföderierte Truppen unter General John C. Breckinridge eine Unionsarmee unter General Franz Sigel zurückschlugen. Auf konföderierter Seite kamen dabei auch 250 Kadetten des Virginia Military Institute zum Einsatz, von denen einige erst 15 Jahre alt waren. Das Schlachtfeld ist unter dem Namen »Feld der verlorenen Schuhe« bekannt, weil es so schlammig war, dass die Soldaten im Matsch ihre Schuhe verloren. Zehn der Kadetten kamen ums Leben.

Das Virginia Military Institute feiert dieses Ereignis bis heute mit einer pompösen Zeremonie. Es gehört zu den Lieblingsmythen des »Lost Cause«, also der Ideologie, dass es bei der Abspaltung des Südens um die Bewahrung einer altehrwürdigen, liebenswerten Lebensform gegangen sei, um eine noble Sache. Das mit der Sklaverei sei für die Union nur ein Vorwand gewesen, um in Old Dixie einzumarschieren und es zu zerstören.

Selbst wenn man versucht, von der Sklaverei einmal abzusehen (was kaum möglich sein dürfte), frage ich mich allerdings, was daran nobel sein soll, Kindersoldaten in die Schlacht zu schicken – und vor allem, warum man diese unselige Geschichte heute noch feiern muss. Aber wenn man liest, dass im Virginia Military Institute erst 1968 schwarze Kadetten zugelassen wurden, dass es dort üblich ist, den Ku Klux Klan zu verherrlichen, und dass vor dem Institut eine Statue des frömmelnden, sklavenhaltenden Südstaaten-Generals Stonewall Jackson steht, dann wundert mich eigentlich nichts mehr.

Field of Lost Shoes ist ein vanity project des Richmonder Kapitalisten Thomas Farrell, der den Film produzierte und auch am Drehbuch mitschrieb. Dem Bundesstaat Virginia gefiel das Projekt so sehr, dass er es gleich mit einer Million Dollar bezuschusste. Als Regisseur wurde Sean McNamara gewonnen, der normalerweise Kinderfilme macht. Da bietet es sich wohl an, auch mal einen Film über Kindersoldaten zu drehen.

Die Handlung folgt einer Gruppe befreundeter Kadetten in die Schlacht. Hauptperson ist John Wise (Luke Benward), Sohn des ehemaligen Gouverneurs von Virginia.¹ Hervorgehoben wird auch Moses Ezekiel (Josh Zuckerman), der einzige jüdische Kadett. Er liest am Ende seinem Freund, der verwundet im Lazarett liegt, aus dem Neuen Testament vor – ganz so, wie heute das evangelikale Amerika seine Juden gern hat.

General Breckinridge (Jason Isaacs), der konföderierte Kommandeur bei New Market, wird als gutmütiger Onkel gezeigt, der die jungen Kadetten nur unter schweren Gewissensbissen ins Gefecht schickt. Die eigentliche Schuld daran, suggeriert der Film, trägt ohnehin die Gegenseite: Ulysses S. Grant (Tom Skerritt) blickt mit toten Augen ins Leere und hält lange Monologe darüber, wie gründlich er den Süden vernichten will. Da wird es sogar Abe Lincoln (Michael Krebs) mulmig, wenn er diesem Psychopathen zuhören muss. Und General Sigel (Werner Daehn), der Kommandeur der Unionstruppen in der Schlacht, ist ein selbstherrlicher Karrierist mit mangelnder Impulskontrolle, denn der Hauch eines Widerspruchs sofort in kreischende Wutanfälle versetzt. Wenn es gegen solche Monster geht, soll das wohl heißen, dann muss man halt auch Kinder an die Front ziehen lassen.

Aber wie hält es der Film mit der Sklaverei? Ganz einfach: Er unterbricht regelmäßig die Handlung, um ultrapeinliche Episoden einzufügen, die zeigen sollen, wie gütig man sich im Süden gegenüber Sklav*innen verhielt. Einmal soll ein Sklave des Instituts (Keith David) gehängt werden, weil er Lebensmittel hortet. Sofort bieten die Kadetten an, sich an seiner Stelle hängen zu lassen. Ihre Vorgesetzten sind davon so gerührt, dass sie den Sklaven laufen lassen. Ein anderes Mal unterbrechen die Kadetten ihren Marsch an die Front, um einer jungen Sklavin (Tiffany Flournoy) zu helfen, deren Bein unter einem umgestürzten Karren eingeklemmt ist. Bezeichnenderweise zeigt der Film die versklavte Frau auf der Flucht vor den anrückenden Unionstruppen – denn wer will schon frei sein, wenn man sich in der Not von höflichen jungen Gentlemen in grauen Uniformen helfen lassen kann.

Diese letztere Episode halte ich für besonders perfide. Tatsächlich war es in der Regel so, dass Sklav*innen die Flucht hinter die Linien der Unionstruppen versuchten, sobald sich ihnen die Gelegenheit bot. Das traf auch auf vergleichsweise privilegierte house slaves zu. Da zum patriarchalischen Selbstverständnis der sezessionistischen Staaten die Behauptung gehörte, dass die Sklav*innen mit ihrem Los im Grunde zufrieden seien, löste dieser offenkundige Widerspruch eine Welle von Hass und Gewalt gegen Schwarze aus, die nach dem Krieg nahtlos in die Lynchmorde und die Aktionen des KKK überging.

Filme wie Field of Lost Shoes oder The Last Confederate sind mehr als nostalgische Geschichtsklitterei, sie sind reine Propaganda, die ihre Botschaft mit stupider Aufdringlichkeit verbreitet.

¹ Wise Senior (John Rixey Moore), der Ex-Gouverneur, wird im Film als Gegner der Sezession und der Sklaverei dargestellt. Sein historisches Vorbild allerdings stimmte für die Sezession und nannte die Sklaverei wortwörtlich ein »Geschenk des Himmels«.

25.1.22

Quinto: non ammazzare (1969)

Deutscher Titel: Quinto, töte nicht / Blutige Dollars · Regie: León Klimovsky · Drehbuch: Manuel Martínez Remís, Dino De Rugieriis · Musik: Piero Umiliani · Kamera: Giuseppe La Torre · Schnitt: Antonio Gimeno · Produktion: Cines Europa, R. M. Films.

Blackie (Alfonso Rojas), Kate (Sarah Ross), Hank (Alfonso de la Vega), Jones (José Luis Lluch), Al (Joe Kamel), Navajo (José Marco), Sucre (Germán Cobos) und Vincent (Gonzalo de Esquiroz) überfallen eine Bank und richten dabei ein Blutbad an. Auf der Flucht bleibt Vincent angeschossen zurück und wird von den Stadtbewohner*innen gelyncht.

Die übrigen sieben Bandenmitglieder verstecken sich in einer zugigen Höhle in den Bergen. Als sie sich ans Aufteilen der Beute machen wollen, entdecken sie, dass das geraubte Geld verschwunden ist. Da sie während des Überfalls identische Masken trugen, verdächtigen sie sich alle gegenseitig.

Die Bürger, deren Geld auf der überfallenen Bank lag, beraten, was zu tun ist. Ein anonymer Fremder bietet an, die Bande für eine Belohnung von 10.000 Dollar aufzuspüren. Die braven Bürger akzeptieren das Angebot, aber nicht ohne festzulegen, dass der Fremde seinen Lohn nur dann bekommt, wenn er auch das geraubte Geld zurückbringt.

Die Bandit*innen verschanzen sich unterdessen in der Postkutschenstation Ghost Valley, die mitten im Nirgendwo liegt. Da sie die Köchin Gladys (Josefina Serratosa) erschossen haben, zwingen sie Bill (Giuseppe Cardillo), einen furchtsamen jungen Reisenden, dem Stationswirt William (Roberto Camardiel) in der Küche zur Hand zu gehen.

Die Bande verbringt ihre Tage damit, Whiskey zu trinken und zum Zeitvertreib den wehrlosen Bill zu quälen. Aber die Luft wird immer dicker und die Bandenmitglieder verdächtigen sich gegenseitig, das Geld unterschlagen zu haben. Nach einer Reihe von mysteriösen Mordanschlägen sind schließlich nur noch Blackie, Kate, Navajo und Sucre übrig. Zugleich beginnt Sucre (scheinbar aus einer Laune heraus), Bill das Schießen beizubringen ...

Quinto hat einen schlechten Ruf, und es gibt vieles, was diesen zu bestätigen scheint: Piero Umilianis Musik nervt mit unbeholfenen Gesangseinlagen. Das Make-up, das einigen Darsteller*innen aufgetragen wurde, sieht unterirdisch aus.¹ Die Dialoge (in der deutschen Synchronisation) sind dermaßen vernuschelt, dass man ihnen stellenweise kaum folgen kann. Überhaupt ist von der psychologischen Spannung, die der Film aufzubauen versucht, nicht immer etwas zu merken, denn der größte Teil des Casts glänzt nicht gerade, was die schauspielerische Leistung angeht.

Dennoch finde ich diesen Film bemerkenswert. Entstanden zu der Zeit, als dem Italowestern längst der kreative Impetus abhanden gekommen war, geht Quinto sehr ungewöhnliche Wege. Das betrifft nicht nur den Whodunit-Plot, bei dem ausgerechnet eine Gruppe von Bankräuber*innen sich gegenseitig des Diebstahls bezichtigt. Der Film wartet außerdem mit einem false protagonist auf. Denn wer annimmt, der schüchterne Bill werde sich am Ende als echter Revolverheld erweisen und die Bande auslöschen, wird enttäuscht werden. Und wer ist eigentlich der Fremde, der die Bande für 10.000 Dollar erledigen will?

Mit Roberto Camardiel ist ein Mitglied des Casts hervorzuheben. In der Rolle des ruppig auftretenden, dabei aber sensiblen Wirts William geht er voll auf. William fungiert als eine Art archetypischer Schatten Bills (man beachte die Namensgleichheit). Beide befinden sich in der Gewalt der Outlaws, aber während Bill ängstlich und zurückhaltend agiert, sucht William, der nichts mehr zu verlieren hat, die offene Konfrontation mit den Mörder*innen seiner Frau Gladys.

Quinto gehört zu den Spaghetti-Produktionen, die mit minimaler italienischer Beteiligung in Spanien entstanden sind. Regisseur León Klimovsky war von Beruf eigentlich Zahnarzt und stammte aus Buenos Aires. In Argentinien gehörte er zu den Pionieren des Amateurfilms. In den fünfziger Jahren ließ er sich in Spanien nieder und etablierte sich als Regisseur von Genrefilmen. Das war zu jener Zeit nicht schwer, denn (der Kulturverachtung des Franquismus sei Dank) lag die spanische Filmkunst darnieder. So konnte ein Seiteneinsteiger wie Klimovsky sich schnell einen Namen machen.

Im Grunde blieb Klimovsky immer ein Amateur, ein Liebhaber des Kinos. Perfektionismus war seine Sache nicht, beim Filmemachen kam es ihm auf den Spaß an. Diese Unbekümmertheit führte mitunter zu recht dubiosen Ergebnissen. Es gibt mehrere Italowestern, bei denen er als Regisseur genannt ist – die tatsächliche Arbeit wurde aber von einem Regieassistenten gemacht. Solche Arrangements hatten den Zweck, Filme als internationale Koproduktionen zu deklarieren, denn für die gab es Subventionen. Man musste dazu ein internationales Team vorweisen – zur Not auch eins, das nur auf dem Papier existierte. Im Fall Klimovskys, des Argentiniers, wurde dies reichlich ausgenutzt. Nichtsdestotrotz konnte er mit einem Streifen wie Quinto (wenn auch unter Einsatz äußerst bescheidener Mittel) zeigen, dass er Filmemacher aus Leidenschaft war.

Interessanterweise enthält Quinto mit seinem isolierten, klaustrophobischen Setting verschiedene Szenen, die eher aus einem Giallo oder einem Horrorfilm als aus einem Western zu stammen scheinen. Horrorfilme machte in Spanien anfangs eigentlich nur Jess Franco. 1968 aber löste Darsteller und Drehbuchautor Paul Naschy mit La marca del hombre lobo, dem ersten Film über den Werwolf Waldemar Daninsky, einen regelrechten Boom aus. 1970 gingen Naschy und Klimovsky eine Partnerschaft ein und realisierten im Laufe des Jahrzehnts acht gemeinsame Filme, die überwiegend dem Horror- und Giallo-Genre angehören. Sieht man sich Quinto an, kann man leicht den Eindruck bekommen, als habe Klimovsky auf eine solche Gelegenheit nur gewartet.

¹ José Marco tritt peinlicherweise in Redface auf.

12.1.22

Si può fare ... amigo! (1972)

Deutscher Titel: Halleluja ... Amigo / Der Dicke in Mexico · Regie: Maurizio Lucidi · Drehbuch: Rafael Azcona · Musik: Luis Bacalov · Kamera: Aldo Tonti · Schnitt: Renzo Lucidi · Produktion: Cineriz.

Herumtreiber Coburn (Bud Spencer) begleitet den Waisenjungen Chip (Renato Cestiè) in das Städtchen Westland. Chip hat von seinem Onkel (Manuel Guitián) ein Stück Land mit einem Haus in der Nähe der Stadt geerbt. Das Haus erweist sich allerdings als Bruchbude und Westland als gottverlassenes Nest. Chip ist nicht Coburns einziges Problem: Er wird von dem Zuhälter Sonny (Jack Palance) verfolgt, der überzeugt ist, Coburn habe seine Schwester Mary (Dany Saval) entehrt. Sonny will Coburn zwingen, Mary zu heiraten, und ihn gleich darauf erschießen.

Die Dinge spitzen sich zu, als Ferguson¹ (Francisco Rabal) ein auffälliges Interesse an Chips Grundstück zeigt. Ferguson ist in Westland Pfarrer, Sheriff und Friedensrichter in einer Person, und entsprechend gewöhnt, seinen Willen durchzusetzen. Das aber lässt der schlagkräftige Coburn sich nicht gefallen.

Si può fare ... amigo! ist ein typischer Schnellschuss, der die Erfolgsformel der Westernkomödien Enzo Barbonis zu kopieren versuchte. Terence Hill stand anscheinend nicht zur Verfügung und wurde deshalb durch Jack Palance ersetzt. Wer aber glaubt, dass Palance hier den Hill gibt, wird enttäuscht werden. Er spielt einen Grimassen schneidenden Comedy-Schurken, der allmählich zum Verbündeten des Protagonisten wird. Sonderlich überzeugend wirkt er dabei nicht (und die Showgirls, als deren Pimp er fungiert, noch weniger).

Nichtsdestotrotz: Lucidis Film weist für die Verhältnisse der Italowesternkomödie eine erstaunlich kohärente Handlung und zudem einen (leider sehr sparsam eingesetzten) Soundtrack von Luis Bacalov auf. Man muss ihn nicht gesehen haben, ganz klar. Aber Spencer-Fans kommen auf ihre Kosten. 

Im Unterschied zu manchen späteren Auftritten ist das Typecasting nämlich noch nicht so ausgeprägt. Spencer der Schauspieler hat in diesem Film wirklich etwas zu tun, statt nur zwischen einer obligatorischen Schlägerei und der nächsten mit verdrießlicher Miene vor einem Teller Bohnen zu sitzen. Spencer mochte Rollen, in denen er als bärbeißiger Beschützer von Kindern oder Tieren auftritt, und hier war er in seinem Element.

Übrigens: Das mit der kohärenten Handlung wollte der deutsche Filmverleih nicht auf sich beruhen lassen. So wurde von Karlheinz Brunnemann eine zweite Synchronisation des Films unter dem Titel Der Dicke in Mexico erstellt. Für diese Neufassung spricht eigentlich nur, dass sie um eine knappe Viertelstunde gekürzt wurde. Ihre völlig hirnverbrannten Dialoge warten u.a. mit einem sprechenden Pferd auf. Wer den Film sehen möchte, ohne am eigenen Verstand zu zweifeln, sollte unbedingt zur Erstsynchronisation (mit dem Titel Halleluja ... Amigo) greifen.

¹ Ferguson heißt in einigen Sprachfassungen des Films Franciscus.

7.1.22

Sono Sartana, il vostro becchino (1969)

Deutschter Titel: Sartana – Töten war sein täglich Brot · Regie: Giuliano Carnimeo · Drehbuch: Enzo Dell’Aquila, Ernesto Gastaldi · Musik: Vasco–Mancuso · Kamera: Giovanni Bergamini · Schnitt: Ornella Micheli · Produktion: Società Ambrosiana Cinematografica.

In einem elaborierten heist wird die Northwestern Bank in Poker Falls um 300.000 Dollar erleichtert. Da die N. W. sich brüstet, die sicherste Bank im ganzen Westen zu sein, ist das Erschrecken groß. Der Anführer der Bankräuber trug die charakteristische Kleidung von Sartana (Gianni Garko), auf den umgehend ein Kopfgeld von 10.000 Dollar ausgesetzt wird.

Sartana, der mit der Sache nichts zu tun hat, begibt sich mit seinem Gefährten Buddy Ben (Frank Wolff) nach Poker Falls, um seinen Namen reinzuwaschen. Allerdings hat sich bereits eine Reihe von Kopfgeldjägern, darunter Shadow (José Torres), Hot Death (Klaus Kinski) und Deguejo (Gordon Mitchell), an Sartanas Fersen geheftet ...

Bekanntlich ist Sartana der James Bond unter den einschlägigen Italowestern-Helden. Er hält sich gern in Spielcasinos auf und kämpft mit Tricks und allerlei Gadgets gegen Feind*innen, die seiner Finesse nicht gewachsen sind. Anders als sein Vorbild vom MI6 arbeitet Sartana jedoch nicht im Auftrag Ihrer Majestät, sondern auf eigene Rechnung. 

Dabei muss man sich nichts vormachen: Die ganze Idee hat etwas von »scraping the barrel«. Ende der sechziger Jahre war kein Einfall zu abwegig, um nicht gleich eine ganze Reihe von Spaghetti-Flicks daraus zu machen. Dieser zweite Sartana-Film hat zwar eine übersichtlichere Handlung als der erste Teil, dafür aber eine ziemlich langweilige und vorhersehbare. Immerhin ist die Eröffnungsszene mit dem Banküberfall recht spannend inszeniert. Aber was nützt das, wenn dem Filmteam unmittelbar darauf die Luft ausgeht?

Dem Erfolg der Sartana-Filme tat das übrigens keinen Abbruch. Giuliano Carnimeo drehte noch drei Fortsetzungen, die alle 1970 ins Kino kamen. Damit die Kinogänger*innen sich nicht über einen Mangel an Wahlmöglichkeiten beklagen konnten?

Außerdem gab es (nicht anders als bei Ringo, Django, Sabata und Trinità) im Anschluss eine Schwemme von inoffiziellen Sartana-Filmen, sowie von solchen, in denen der Held qua Synchronisation in Sartana umbenannt wurde.

6.1.22

La strada per Fort Alamo (1964)

Deutscher Titel: Der Ritt nach Alamo · Regie: Mario Bava · Drehbuch: Livia Contardi, Vincenzo Gicca Palli, Francesco Prosperi · Musik: Piero Umiliani · Kamera: Ubaldo Terzano · Schnitt: Mario Serandrei · Produktion: Protor Film, Achille Piazzi Produzioni, Comptoir Français du Film Production.

Der Südstaatler Bud¹ (Ken Clark) verlor seinen Lebensmittelpunkt, als Unionstruppen im Bürgerkrieg seine Farm niederbrannten. Seitdem streift er ziellos durch den Westen. Als er einen Haufen von Osage-Indigenen getöteter Kavalleristen findet, glaubt er an eine Wende in seinem Leben. Bei der Leiche eines Offiziers findet er einen Scheck über 150.000 Dollar – anscheinend waren die Soldaten unterwegs, um ausstehende Soldzahlungen abzuholen.

Bud freundet sich mit dem jungen Banditen Kincaid (Alberto Cevenini) an. Dessen Bande, geführt von Carson (Michel Lemoine), soll ihm helfen, den Scheck unauffällig zu Geld zu machen. Gekleidet in die Uniformen der toten Soldaten, betreten Bud und die Outlaws die Bank. Doch Carson erweist sich als unfähig, auch nur für einige Minuten in seiner Rolle zu bleiben. Als der Coup aufzufliegen droht, schießt er kurzerhand den Sheriff und eine unbeteiligte Bankkundin nieder.

Bud und Kincaid haben angesichts des Blutvergießens Gewissensbisse, worauf Carson sie unbewaffnet in der Einöde zurück lässt. Mit seinen restlichen Leuten und zwei Satteltaschen voller Geldscheine macht Carson sich davon.

Gerettet werden Bud und Kincaid von einem Konvoi, den Captain Hull (Antonio Gradoli) befehligt. Er besteht aus einer Gruppe von Offiziersfrauen und ihrer Eskorte, die das Gebiet der Osage durchqueren, um zum Kavalleriestützpunkt Fort Alamo zu gelangen. Hull ist ein aufgeblasener Kommisskopp und nicht bereit, angesichts der gefährlichen Umstände auch nur einen Millimeter von seiner geliebten militärischen Disziplin abzuweichen. Ebenfalls bei dem Konvoi befindet sich Janet (Jany Clair), die als Häftling nach Fort Alamo gebracht wird. Sie hat einen Soldaten getötet, der sie vergewaltigen wollte. Nun soll ihr vor einem Standgericht der Prozess gemacht werden. Janet und Bud kommen sich bald näher.

Der scharfsinnige Sergeant Warwick (Gustavo De Nardo) merkt schnell, dass Bud und Kincaid keine versprengten Soldaten sind, sondern verkleidete Gesetzlose. Aber er verrät sie nicht, denn ihm ist klar, dass sie über mehr frontier-Erfahrung verfügen als sämtliche anderen Mitglieder des Konvois. Und angesichts von Captain Hulls Ignoranz ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Wagenzug den Osage ausgeliefert ist. Warwicks Befürchtungen bestätigen sich, als auch Carson von dem Konvoi aufgegriffen wird. Er hat nur noch eine der beiden wertvollen Satteltaschen bei sich. Die andere ist den anrückenden Osage in die Hände gefallen ...

Mario Bavas Westernfilme genießen keinen guten Ruf: Der Regisseur, der in den Genres des Gothic Horror und des Giallo brillierte, habe sich im Westernbereich als völlig untalentiert erwiesen. Ich glaube, dass diese Einschätzung zumindest in Bezug auf La strada per Fort Alamo nicht zutrifft. Im Jahr 1964 hatte man in Italien gerade erst angefangen, Western zu produzieren. Der Erfolg der westdeutschen Karl-May-Filme seit 1962 hatte gezeigt, dass man in Europa überhaupt Wildwestfilme machen konnte. Daran wollte die italienische Filmindustrie anknüpfen, aber würde es funktionieren? Ein allzu großes Risiko wollte man vorerst nicht eingehen.

Angesichts dessen ist es nicht weiter verwunderlich, dass Mario Bava, als er einen der ersten italienischen Western drehte, mit dem Studio um jede einzelne Lira kämpfen musste. Dem Film ist das deutlich anzusehen. Eine Einstellung, die im Dunkeln spielen soll, wurde bei hellem Tageslicht gefilmt. Und die künstlichen Kakteen, die allenthalben in der Landschaft herumstehen, lassen die berüchtigten Styroporfelsen der Sandalenfilme geradezu naturalistisch wirken. Auch sonst zeigt der Film in zahlreichen Details mehr Enthusiasmus als Sachkenntnis.²

Den widrigen Umständen zum Trotz beweist Bava seine Eigenständigkeit, indem er das konventionelle Figurenarsenal des Kavalleriewesterns total gegen den Strich bürstet: Captain Hull ist kein braver Befehlshaber, sondern ein selbstgerechter Leuteschinder, der während des Bürgerkriegs degradiert wurde, weil er seine Truppen sinnlos ins feindliche Feuer hetzte. Die Offiziersgattinnen sind keine bodenständigen Siedlerfrauen, sondern verhalten sich hochnäsig und sind allein auf ihren Komfort bedacht. Carson versagt als Bandenchef völlig, indem er erst den heist in der Bank verpatzt und sich dann auch noch die Hälfte der Beute abjagen lässt. Nicht einmal Bud und Kincaid wirken als Held und Sidekick sonderlich souverän, sondern stolpern eher von einer verfänglichen Situation in die nächste.

Bavas Prinzip ist, Figuren zu zeigen, die den Herausforderungen der frontier schlicht nicht gewachsen sind. In einer Szene lässt er die Soldaten rätseln, warum die Osage Carson eine der Satteltaschen mit Geldscheinen abgenommen haben. Schließlich sei allgemein bekannt, dass Indianer mit Papiergeld nichts anfangen könnten. Aber es dauert nicht lang, bis die Osage-Krieger zeigen, dass sie doch etwas mit den Banknoten anfangen können: In der unvermeidlichen Konfrontation zwischen der Kavallerie und den Osage lagern die verfeindeten Gruppen an den entgegengesetzten Ufern eines Flusses. Die Osage lassen die Dollarscheine nach und nach den Fluss heruntertreiben, und immer wieder vermögen einzelne Soldaten der Gier nicht zu widerstehen, stürzen sich zum Wasser hinunter und geraten in die Schusslinie der Osage.

Im Grunde sind die einzigen Figuren, die wirklich gut davonkommen, die wehrhafte Janet und der bauernschlaue Sergeant Warwick – was sich nicht zuletzt daran zeigt, dass sie Bud im finalen Duell mit Carson den Arsch retten.

Sergio Leones Per un pugno di dollari entstand etwa zeitgleich mit Bavas Film. Leones neuartige Ästhetik sorgte dafür, dass nahezu alle künftigen Italowestern ihm als Vorbild nacheiferten. Bavas Film ist dagegen noch frei von den Manierismen, die Leone etablierte. Anders als Leones Werk hätte La strada per Fort Alamo auch kaum ein eigenes Western-Subgenre etablieren können. Aber wer einen Film zu schätzen weiß, der mit eher unauffälliger Ironie die Hollywood-Vorbilder kommentiert, kann damit nicht falsch liegen.

¹ Die Namen der Figuren variieren je nach Synchronisation. Ich halte mich hier an die deutschsprachige Fassung des Films.

² Auf anziehende Weise komisch finde ich zum Beispiel, dass die Autor*innen des Films angesichts der zeitgenössischen Inflation der Lira augenscheinlich keine Vorstellung davon hatten, was für eine gewaltige Summe 150.000 US-Dollar im 19. Jahrhundert waren.

4.1.22

... se incontri Sartana prega per la tua morte (1968)

Deutscher Titel: Sartana – Bete um deinen Tod · Regie: Gianfranco Parolini · Drehbuch: Werner Hauff, Renato Izzo, Gianfranco Parolini · Musik: Piero Piccioni · Kamera: Sandro Mancori · Schnitt: Edmondo Lozzi · Produktion: Paris Étoile Film, Parnass Film.

El Moreno (Sal Borgese) überfällt im Auftrag des mexikanischen Räubergenerals Tampico (Fernando Sancho) eine Postkutsche, die eine Kiste Gold geladen hat. Die Beute wird jedoch unverzüglich von Lasky (William Berger) und seiner Bande ein zweites Mal geraubt. Lasky wiederum hat keine Lust, mit seinen Leuten zu teilen, und massakriert sie kurzerhand mit einer Gatling Gun. Aber als er die Kiste öffnet, enthält sie nichts als Steine. Sartana (Gianni Garko) beobachtet die blutigen Geschehnisse aus dem Hintergrund heraus.

Fortan sind alle hinter dem verschwundenen Gold her – El Tampico, der Bandit Lasky, und nicht zuletzt die Bank, der das Gold gehört. Alle haben sie ihre eigenen schmutzigen Absichten, doch merken sie nicht, dass sie von Sartana gegeneinander ausgespielt werden.

1966 spielte Gianni Garko in Alberto Cardones Film 1000 dollari sul nero eine Figur namens Sartana. In Westdeutschland lief der Streifen recht erfolgreich unter dem Titel Sartana im Kino. Daraus entstand die Idee, ›Sartana‹ zum Helden einer Filmreihe auszubauen, ähnlich wie Clint Eastwoods ikonische Figur aus der Dollar-Trilogie. Darsteller Gianni Garko war einverstanden, aber unter einer Bedingung: Sartana sollte keine generische Rächergestalt sein. Gianfranco Parolini, der vorgesehene Regisseur, war ein großer Bond-Fan und schlug vor, ihn zu einer Art James Bond des Wilden Westens zu machen. So blieben zwar der Darsteller und der Name gleich, es entstand aber eine völlig neue Figur, die zwischen 1968 und 1970 in fünf Filmen auftrat. Cardones 1000 dollari, der die Inspiration lieferte, gilt deshalb nicht als offizieller Beitrag zur Reihe.

Der neue Sartana ist in der Tat der international man of mystery des Italowesterns. Er läuft nicht in einem abgerissenen Poncho oder Staubmantel herum, sondern ist mit Krawatte und schwarzem Cape mit roter Fütterung tadellos gekleidet. Im Kampf benutzt er gern ausgefallene Gadgets. Zudem scheint er mit geradezu übernatürlichen Fähigkeiten der Tarnung und Täuschung ausgestattet zu sein.

Der erste Film der Sartana-Reihe folgt auch im Handlungsschema dem Vorbild der Bond-Filme: Was da passiert und warum, ist kaum zu überblicken und ohnehin nicht so wichtig. Es kommt allein darauf an, dass immer aberwitzigere Konfrontationen stattfinden. Leider geht dieses Konzept in ... se incontri Sartana nicht immer gut auf. Der Film enthält zahlreiche unentwickelte Keime, die erst in Parolinis späteren Streifen so richtig zur Geltung kommen sollten. Parolini hätte die Hauptfigur auch gern weiterentwickelt (und insbesondere das Mysteriöse an ihr noch stärker betont), konnte sich mit seinen Vorstellungen aber nicht durchsetzen. Folgerichtig verließ er die Sartana-Reihe gleich wieder, um sich seinem neuen Helden Sabata, gespielt von Lee Van Cleef, zu widmen. Die Sartana-Fortsetzungen wurden dagegen allesamt von Giuliano Carnimeo inszeniert.

In Nebenrollen sind Sydney Chaplin als glattzüngiger Strippenzieher, Klaus Kinski als messerwerfender Killer und Franco Pesce als kalauernder Totengräber zu sehen.