8.4.25

The Jackals (1967)

Regie: Robert D. Webb · Drehbuch: Harold Medford, Lamar Trotti · Musik: Bob Adams · Kamera: David Millin · Schnitt: Peter Grossett · Produktion: Killarney Film Studios, 20th Century Fox.

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Filme mit Western-Handlung, die im Südafrika des 19. Jahrhunderts spielen, nenne ich Biltong-Western. Obwohl ihre Zahl sehr überschaubar ist, finde ich sie eigentümlich genug, um eine eigene Bezeichnung für sie zu rechtfertigen. Die Biltong-Western waren Teil eines größeren, etwa von der Zeit des Zweiten Weltkriegs bis in die sechziger Jahre anhaltenden Trends, Abenteuerfilme mit Western-Elementen in verschiedenen Teilen des britischen Kolonialreichs spielen zu lassen, insbesondere in den Dominions Australien, Kanada und Südafrika. Maßgeblich für die Produktion dieser Filme waren vor allem britische Filmgesellschaften, die offenbar das Ziel verfolgten, die Siedlerkolonien des Empire zur hauseigenen frontier zu erklären.

Die südafrikanische Filmindustrie spielte bei der Produktion der Biltong-Western im Vergleich eine eher untergeordnete Rolle, zumindest zu Beginn. Filme wie Diamond City (1949) und The Adventurers (1951) spielten in Südafrika und wurden auch vor Ort gedreht, aber sie waren britische Produktionen. Ähnlich verhält es sich mit dem 20th-Century-Fox-Streifen Untamed (1955), der eine reine Hollywood-Produktion ist. In den sechziger Jahren kamen dann einige Flicks hinzu, die man schon eher als heimische Werke ansehen kann. Einer davon ist The Jackals mit Vincent Price, der allerdings ebenfalls unter starkem Hollywood-Einfluss steht.

The Jackals entstammt den Killarney Film Studios, die I. W. Schlesinger (1871–1949), ein gebürtiger New Yorker, bereits 1915 gegründet hatte. Die Nachricht von Goldfunden im Witwatersrand 1886 hatte Schlesinger als jungen Mann nach Südafrika gelockt. Er schlug sich zunächst als Handlungsreisender durch, machte dann ein Vermögen im Versicherungs- und Immobiliengeschäft. In den 1910er Jahren stieg er mit dem Kauf eines ersten Kinos (bald besaß er eine ganze Kette) ins Filmgeschäft ein und baute die African Film Productions (AFP) auf, mit hauseigenem Studio im Johannesburger Vorort Killarney. Schlesinger wurde zum Magnaten der jungen südafrikanischen Filmindustrie.

Die frühen Filme, die AFP herausbrachte, passten sich auf recht geschmeidige Weise dem Geschmack der jeweiligen Zielgruppe an. Englischsprachige Produktionen betonten die Übereinstimmung der britischen und burischen Interessen. Afrikaanse Werke bedienten die nationalistische Stimmung des burischen Publikums. Von den 1920er Jahren an produzierte AFP auch Filme, die sich gezielt an die schwarze Bevölkerung richteten. In diesem Fall wurden die Inhalte allerdings von weißen Missionaren vorgegeben.

Anfang der sechziger Jahre kam Hollywood ins Spiel: 20th Century Fox plante, AFP aufzukaufen. Der Deal ging allerdings in die Brüche, nachdem der Hollywood-Gigant sich mit dem Monumentalfilm Cleopatra (1963) beinahe selbst zerlegt hätte. Für 20th Century Fox war es in dieser Lage wohl günstiger, auf den Kauf zu verzichten und lieber auf südafrikanische Kosten in Killarney ein Remake eines ihrer Filme drehen zu lassen. So kam es auch. 20th Century Fox übernahm den internationalen Vertrieb für The Jackals, eine Neuverfilmung von William A. Wellmans Yellow Sky (1948).

Obwohl The Jackals in Transvaal spielt (und die im Original vorkommenden Apache durch Tsonga-Krieger¹ ersetzt werden), zeigt schon die Tatsache, dass es sich um das Remake eines Hollywood-Westerns handelt, wie sehr dieser Film in der sicheren Nähe der amerikanischen Vorbilder verharrt. Das Drehbuch von Yellow Sky wurde nahezu unverändert übernommen.² Außerdem wurde mit Robert D. Webb ein Western-Regisseur aus Hollywood eingeflogen und mit Vincent Price, Diana Ivarson und Robert Gunner ein Trio von amerikanischen Hauptdarsteller*innen engagiert.

The Jackals beginnt mit sechs Banditen, darunter Stretch Hawkins (Robert Gunner) und Dandy (Bob Courtney), die eine Bank überfallen. Auf der Flucht wird einer der sechs von einer Polizeipatrouille erschossen. Die übrigen fünf verschlägt es in die Geisterstadt Yellow Rock. Dort lebt Oupa³ Decker (Vincent Price) ganz allein mit seiner Enkelin Willie (Diana Ivarson). Die Gesetzlosen müssen nicht lang überlegen, was den alten Mann dazu gebracht hat, in der Geisterstadt auszuharren. Die einzig mögliche Erklärung lautet: Gold. Emsig beginnen die Banditen, in der Umgebung von Yellow Rock jeden Stein umzudrehen.

Stretch und Willie kommen sich nach anfänglichen Animositäten näher. Das führt zu einem Konflikt zwischen Stretch und dem Rest der Bande, der sich zuspitzt, als Dandy die Deckers umlegen will, um keine losen Enden zu hinterlassen. In der Geisterstadt stehen die Zeichen auf Showdown ...

Die Nähe zum Original bringt es mit sich, dass The Jackals Vergleiche herausfordert, die für den Streifen leider unvorteilhaft ausfallen. Robert Gunner galt bei der 20th Century Fox, die ihn an diese Produktion auslieh, als kommender Star. Einem Vergleich mit Gregory Peck, dem leading man in Wellmans Film, hält er mit seinem relativ ausdruckslosen Spiel aber nicht stand. Als Hauptdarsteller wird in den Credits (und auf den Filmplakaten) von The Jackals ohnehin Vincent Price herausgestellt. Der Name Price sollte die Menschen offenbar ins Kino locken, obwohl die Horror-Ikone hier in einem eher ungewohnten Genre auftritt. Es lässt sich ohnehin nicht darüber hinwegtäuschen, dass Price’ Bildschirmzeit ziemlich überschaubar ausfällt. Und seine Performance lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass er diesen Film kein bisschen ernst nahm. Ich kann ihn verstehen: Price war während der Dreharbeiten 56 Jahre alt, aber man erwartete von ihm, den Großvater einer erwachsenen Enkelin zu mimen.

Stellenweise gewinnt man den Eindruck, als wäre das Filmteam selbst besorgt gewesen, The Jackals könne vom Publikum für eine gewöhnliche, im Südwesten der USA spielende Pferdeoper gehalten werden.⁴ Wie zur Erinnerung wird die Handlung insbesondere im ersten Teil des Films immer wieder durch Naturaufnahmen unterbrochen, die afrikanisches Großwild zeigen und mit Mbira-Klängen unterlegt sind. Das nützt aber auch nicht viel. Besser wäre es gewesen, sich von der Vorlage zu lösen und Mut zur Eigenständigkeit zu beweisen.

Ich will durch den Vergleich mit dem Original nicht unfair gegenüber The Jackals sein. Yellow Sky ist ein aufwändiger, majestätisch fotografierter Film. Natürlich kann The Jackals mit seinem vermutlich eher bescheidenen Budget in dieser Hinsicht nicht mithalten. Jedoch: Was man durchaus auch mit wenig Geld erreichen kann, ist Originalität. Gerade die geht dem Streifen aber weitgehend ab.

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¹ Im Film werden die Tsonga mit dem Namen Shangaan bezeichnet, der meines Wissens obsolet ist.

² Die Credits führen sogar W. R. Burnett als Co-Autor des Drehbuchs auf. Tatsächlich war Burnett der Verfasser des Romans, auf dem Yellow Sky basiert.

³ Oupa ist das afrikaanse Wort für Opa.

⁴ Beim griechischen Verleih scheint das der Fall gewesen zu sein. Er vertrieb den Film unter dem Titel Τα τσακάλια του Βεστ, »Die Schakale des Westens«.